Fähigkeit zu lieben...

„Ich hab das Glück gesehen, im Augenblick, als ich in deinen Augen sah…“

Wer kann heute noch diese Tiefe der Empfindungen wahrnehmen, geschweige imstande sein, es zu beschreiben? Wir sind als Gesellschaft am Rand unserer Möglichkeiten angelangt, ohne jemals erfahren zu haben, zu welchen Wundern und menschlichen Größen wir fähig sind. Und so bleibt uns nur ein schmaler Rand des Glücks, ohne das Ganze zu erkennen – welches uns größer, stärker, kraftvoller und in allen Maßen menschlicher gemacht hätte… zu lieben…

Wien 13.02.2024

Menschlichkeit...

In jungen Jahren fragte ich mich, ob Menschlichkeit allein genügt. Ich hatte viel vor, kaum Zeit, wollte die Welt ergründen und erobern. Heute, nach einem langen und guten Leben, stellte ich mir nochmals diese Frage. Meine Antwort darauf: – Menschlichkeit ist die einzige adäquate Antwort auf viele Fragen des Lebens – und ja, absolut die Einzige, denn ohne diese, wäre nichts in meinem Leben erreichbar gewesen…

Wien am 19.08.2023

Letzte Nacht träumte ich von Luise…

Sie stand da auf einer grünen Wiese. Ich kam ihr nah, nahm ihre Hand, fragte sie, ob sie sich ließe – nein hat sie gesagt… Nein, hat sie gesagt… Okay, zugegeben, es war ein sehr kurzer Traum, nicht einmal übertrieben feucht – und dennoch hatte er Bestand und Kraft, dass ich mich am nächsten Morgen – an ihn erinnerte. Ja, sogar heute noch…

Luise, ich hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Sie war 14, ich gerade in der angehenden Pubertät, die sich durch meine Stimme bemerkbar machte (Vorerst nur durch die Stimme, glaubte ich…). Sie liebreizend und schön und ich – voller Pickel im Gesicht, als hätte ich Masern – oder eine unfreiwillige Bekanntschaft mit einem Bienenschwarm gemacht.

Sie war das erste Mädchen in meinem Leben, bei welches ich allen Mut zusammennahm, und sie fragte – nein hat sie gesagt. Ich verspürte damals einen dumpfen Schmerz in der Brust, so als wüsste ich nicht genau was geschah, wie ein Taubheitsgefühl und gleichzeitig nahm ich auch eine Erleichterung in mir wahr. So, als würde jegliche Anspannung von mir weichen und Platz machen für einen klareren Blick.

Und so war es auch, Luise gab mir einen Kus auf die Wange und flüsterte, sie hätte Angst. Und ich, ich glaube ich hatte noch größere Angst als sie. Wir umarmten uns, küssten uns, streichelten uns und überschritten dabei nie eine Grenze, die uns dieses Taubheitsgefühl nähergebracht hätte. Nach der Schule verloren wir uns aus den Augen. Einmal hörte ich von Freunden, dass sie mit den Eltern aus Wien weggezogen sei.

Meine Begegnungen und Beziehungen danach mit Frauen, war eine Reise voller Leidenschaft, inniger Berührungen, Liebe und Momente die einzigartig waren. So einzigartig wie alle diese wundervollen Wesen, die ich begegnen, erleben, lieben und kosten - durfte. Mit 25 hörte ich zu zählen auf, da ich verstand, es kam nicht mehr auf die Zahlen an – die Zahl der Frauen war unwichtig geworden. Etwas in mir sagte, da war etwas anderes - etwas viel Wichtigeres, welches es zu ergründen gab…

Keine einzige nach Luise hat nein gesagt. War es mein Drängen, waren es meine Berührungen und das leidenschaftliche Feuer, welches sie in Flammen versetzte oder war es nur ihre eigene Leidenschaft, die sie vollkommen an mir und mit mir – weil sie diese Freiheit der Berührung spürten - auskosten konnten?

Und dennoch, bei allen ihren wundervollen Körpern, ohne ihre Leidenschaft, ohne ihre schönsten Gaben, die sie uns Männern, wenn sie sich uns öffnen – zu verschenken haben, zu schmälern, blieb eine Empfindung in all den Jahren meines Lebens – unberührt – es war das Nein, meiner liebsten Luise…

Und so träume ich heute noch, im hohen Alter von Zeit zu Zeit - von Luise, wohlwissend, dass uns nur der Traum geblieben ist – in dieser langen Zeit des Seins…

Wien am 14.07.2023

Niemand von uns hat das Himmelreich gepachtet…

Und das ist auch gut so. Als mein Großvater vor sehr langer Zeit verstorben ist (ich war gerade 25 Jahre alt), träumte ich wochenlang von ihm. Ich begegnete ihm auf einer saftig grünen Wiese, ich roch seinen schwarzen Ledermantel, den er gerne trug. Er umarmte mich in diesen Träumen und sagte mir, dass ich mir keine Sorgen machen muss, es geht ihm gut.

Großvater war viel größer, als ich ihn in Erinnerungen trug und das, was mir damals den Atem raubte, waren zwei Sonnen hinter ihm, die links und rechts neben seinen Schultern am Himmel prangten. Gestern las ich in einer Wissenschaftszeitung, dass man einen Planeten mit zwei Sonnen entdeckt hat. Dieser liegt an die 1700 Lichtjahre von unserem Planeten entfernt. Und ich dachte, diese Entfernung können wir offenbar nur als Tote in dieser kurzen Zeit überbrücken.

Ich habe mich in meinem Leben bereits mit vielen Religionen und Glaubensrichtungen auseinandergesetzt. Viele praktiziert – und von vielen wieder Abstand genommen. Ich könnte nicht behaupten, welche davon, die größere Wahrheit in sich trug, außer, dass alle für sich – einen Teil dieser großen Wahrheiten - in sich trugen. Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass keiner von uns, das Himmelreich oder die Hölle in diesem Leben gepachtet hat.

Wenn wir geboren werden, unterliegen wir der Entwicklung, Reifung, des Wachstums und der Bewältigung aller Herausforderungen in diesem Leben. Warum sollte das Prinzip Leben, nach dem Tode, ein anderes sein. Es ist ein universelles Gesetz. Auch wenn es uns unsere Kleriker und Priester anders erklären, nämlich, dass wir uns hier das Himmelreich erwerben, kann es nicht falscher sein.

Purgatorium – ist nur ein Zwischenraum, eine Anderswelt. Ein Ort der Bewährung, wo unsere Seele einen weiteren Reifungsprozess unterzogen wird. Um dann, wie lange es auch dauern mag – wir unsere Reise – weiter antreten werden. Somit erwerben wir uns hier auf diesen Planeten, außer der Erfahrung und Kraftansammlung, absolut nichts. Wir glauben, wenn wir gute Menschen sind, dass wir in den Himmel kommen, sagte man uns – wissen aber nicht, ob die ganz schlechten Menschen, die Bösen, nicht auch in den Himmel kommen werden. Sagt man uns…

Nein, wir beenden hier jegliches Spiel der Kräfte und erwachen im Purgatorium. In der Anderswelt, oder wie ich es nenne – auf Galoosan. Jenen Ort, wo wir dort, wie auch hier – vor neuen Herausforderungen stehen, die aber nicht dem physischen Körper geschuldet sind – sondern nur dem Reifungsprozess unserer Seele. Was dort genau geschieht – erklärt uns unsere Fantasie und offenbar ist diese die einzige Kraft in uns, die imstande ist – für uns diese andere Welt zu erschließen.

Zwei gute Menschen, Freunde sind vor kurzer Zeit verstorben, und wieder hat uns der Tod eines nahen Menschen – dem Leben nähergebracht – so, als würde der Tod ein wundervolles Geschenk für uns bereithalten – nämlich – sich dem Leben, im hier und jetzt - mehr zu öffnen. Auch wenn es für manche von uns widersprüchlich klingt, so bringt uns der Tod – ins Leben zurück…

Mit jedem Tod, welchen wir durch andere erfahren, hinterfragen wir das Leben noch intensiver. Und ganz gleich, welche Antworten wir uns darauf geben – spüren wir ganz tief in uns – dass es eine Wahrheit gibt, die alles umfasst. Die größer ist als wir selbst und lässt uns vor allen Mühen und Plagen des Lebens, vor dieser großen Wahrheit, vor diesem großen Mysterium – ganz still werden…

In solchen Momenten berühren wir gleichzeitig beide Welten – die des Lebens und des Todes…

Wien, 17.06.2023

 

Wie nachhaltig sind wir?

Was ist Nachhaltigkeit? Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip bei der Nutzung von Ressourcen. Hierbei soll eine dauerhafte Bedürfnisbefriedigung gewährleistet werden, indem die natürliche Regenerationsfähigkeit der beteiligten Systeme bewahrt wird… blabla blabla Google, blabla Wikipedia blablabla…

Also zurück zur Hauptfrage: Habt Ihr euch schon einmal (nicht so wie die Grünen), die Frage gestellt – ob Ihr euch in eurem kleinen privaten Lebensbereich, in euren Firmenbereich, damit ernsthaft auseinandergesetzt habt? Und wenn ja, welche Schritte, Maßnahmen oder Handlungen habt Ihr persönlich gesetzt, die nachhaltig waren und sind?

Habt Ihr gewusst, dass 95% der Menschen, wenn man sie danach fragt, für Nachhaltigkeit sind. Und wenn es darum geht, tatsächliche Handlungen und Maßnahmen in diese Richtung zu setzten, folgen die Antworten: Ja, die Politik soll das machen, die anderen, die Firmen diese Umweltsünder, ich kann gerade nicht und nein gar nicht… Und damit rutschen die Befragten unter 50%, die tatsächlich Nachhaltigkeit betreiben. Zu Wenige…

Nachhaltigkeit, so wie ich es betrachte, besteht darin, mit den Ressourcen, sowie im privaten, wirtschaftlichen und sozialen Sinne, so zu leben und zu handeln, - damit die Welt, der Planet für unserer Kindeskinder und auch der anderen Kindeskinder – zum angenehmen Leben - erhalten wird. Und dazu bedarf es nicht viel, nur ein gesundes Bewusstsein…

Dabei geht es nicht um Greenwashing, was derzeit unsere Politiker betreiben. Es geht nicht darum, Maßnahmen zu setzten, so wie die CO2 Steuer einzuführen und meinen, man macht etwas Nachhaltiges. Das ist Greenwashing… Die verkaufen uns für blöd. Unsere Politiker in Österreich möchte sogar jetzt die CO2 Steuer verdoppeln. Für was, für wen und wozu? Greenwashing ist eine Lüge, die darauf basiert, dass man schwachsinnige, oder halbherzige Handlungen und Maßnahmen ein grünes Mäntelchen umhängen möchte. Und wie bei den Hütchenspielern auf den Straßen, fallen viele Menschen darauf rein. Dabei ist es nur ein Schwindel…

Fragt euch, was für euch persönlich Nachhaltigkeit bedeutet. Sei es auch nur, im Supermarkt auf Plastikverpackungen zu verzichten. Sei es, öfters zu Fuß zu gehen, statt mit dem Auto, sofern realistisch. Selbst beim Duschen, solange man sich einseift, das Wasser abdrehen, sei es beginnend von Mühltrennung bis hin zum sozialen Umgang mit seinen Mitmenschen. Denn eine bessere und nachhaltige Welt beginnt damit, wie wir miteinander umgehen. 

Und Nachhaltigkeit besteht sicherlich nicht darin, noch mehr Waffen in die Ukraine zu liefern. Darüber sollten wir allen Ernstes nachdenken. Ich bezweifle sehr stark diese Handlungen, weil sie hunderttausende Menschen töten – und auch alle die nach ihnen folgen. Das kann niemals Nachhaltigkeit sein, geschweige die Verschmutzung der Natur durch diese. Deshalb sind Waffenlobbys und Waffenproduzenten niemals nachhaltig, egal für welchen Zweck sie uns ihre Umsätze verkaufen.

Es liegt bei jedem einzelnen von uns, sich darüber Gedanken zu machen und am Ende dieses Denkprozesses Entscheidungen zu treffen. Verantwortungsbewusst und erwachsen, Handlungen zu setzten, wie oben erwähnt, für unsere Nachkommen ein angenehmes Leben auf diesen Planeten - zu ermöglichen...

Es sind nicht die großen Dinge - sondern die vielen kleinen, in denen die Kraft innewohnt - die Welt - nachhaltig zu verändern...

Wien 16.05.2023

Begegnung …

Es geschah an einer Kreuzung, an einem Fußgängerübergang, in Wien an einem September Sonntagmorgen, der verregneter nicht sein konnte. 

Sie, eine Frau in jenem Alter, die genau wusste wo es langgeht und keine inneren Barrikaden zum anderen Geschlecht aufgebaut hatte, geschweige ihre inneren Zwänge diesen um die Ohren schmiss. Diese Frau schöpfte voll aus ihren Erfahrungen, die Frauen nun haben – wenn sie im Stande sind das Leben zu genießen und dabei die Welt umarmen können. Eine Frau, die die Männerwelt gut kannte und keine Wunden in ihr klafften, die sie mit Aggression und Vorverurteilung kitten musste, weil es eben keine Wunde gegenüber Männern gab. Eine Frau halt, keine gebärende Person, die sich auch von dieser Begrifflichkeit dummer Menschen nicht einordnen oder betiteln lassen wollte. 

Sie schritt über die Straße mit Eleganz, Chick und mit einer Weiblichkeit, die ihre sanften Schwünge und Rundungen betonten und allen Entgegenkommenden signalisierte, dass sie sich ihrer Jahre voll bewusst sei und doch ihre Reize, die Reize einer Frau - gut einzusetzen wusste. Sie zählte nicht zu jenen verlorenen Gestalten, die in furchtbare, aber dafür umweltfreundliche, Kleidung behangen, mit bescheuerten Rucksäcken, als wären sie pubertierende Pfadfinderinnen oder gar verirrte Bergwanderinnen, die das Praktische niemals mit dem Weiblichen in Einklang bringen konnten. Nicht einmal als sie ihr Elternhaus verlassen mussten – weil sie die Eltern selbst nicht mehr gepackt haben. 

Nein, so war diese Frau nicht und man durfte sie mit Recht Frau nennen. Wenn dir solche Frauen auf der Straße begegnen, dann lächle und nicke sanft mit dem Kopf, als Ehrerbietung und Verneigung vor solchen wundervollen Wesen und danke deinem Schöpfer oder wen auch immer, dass du diesen begegnen durftest. Solche Frauen, solltest du einmal den Wunsch empfinden, ihnen öfters auf den Straßen zu begegnen, dann fliege nach Zagreb oder Belgrad – und du wirst dich alle 10 Minuten aufs Neue verlieben. Das ist der Balkan – wo Frauen noch Frauen sind…

Zurück zu dieser Kreuzung nach Wien, wo es eine Seltenheit ist, solchen Frauen zu begegnen: Der Mann, der ihr auf den Zebrastreifen entgegenkam, erhaschte unter ihrem Regenschirm für einen kurzen Moment ihren Blick. Die langen nassen dunklen Haare, ihre langen Wimpern eines Rehes, ihr klarer und stolzer Blick und die strahlenden grünen Augen rissen den Mann aus seinem Tagtraum. Er wurde augenblicklich wach. Eine Begegnung Siddhartha gleich, der auf einem indischen Markt, seine Meisterin erkannte, und schlagartig im Leben erwachte.

Er war ein Mann, der sich ebenfalls in den Jahren befand, mit leichtem Narben im Gesicht, die nicht von einem Kampf herrührten, sondern vielmehr sein Leben widerspiegelten und jedem der in dieses Gesicht sah, sagte, ich habe gelebt und ich habe es geliebt - jeden Augenblick davon. Mit anderen Worten, es war ein Mann, der seine Männlichkeit in der Bewegung trug, in seinem aufrechten Gang und der - mit Sicherheit eines Jägers - seine Schritte wählte. Er gehörte nicht zu jenen sonderbaren Geschöpfen, die dem weiblichen Geschlecht, um ihre Gunst zu erwerben, mit allen Mitteln beweisen wollten, dass sie mehr und öfter weinen konnten als diese selbst. Er gehörte nicht zu der jämmerlichen Gattung Mann, der in seinem elterlich angelernten Zwang um jede Anerkennung raufte. Und raufen im wahrsten Sinne mit allen und jedem, verstand.

Nein, so ein Mann war er nicht. Er hatte reichlich Erfahrung mit dem Leben und den weiblichen Wesen und wusste zu gut, wie unterschiedlich sie sein konnten, und manchmal - vereint in nur einer einzigen Frau. Er hat gelernt, wenn man Frauen, Frauen seinlässt – dann gewinnen sie an Kraft. Sie entdecken dann ihre Flügel und erheben sich nach Lust und Laune in die luftigsten Höhen und kein Sterblicher kann sie je stoppen. Sie beginnen dann zu strahlen und sind in der Lage - sogar die Sonne zu überstrahlen. Und er hat gelernt, dass wenn man sie einschränkt, ihnen kaum Luft zum atmen lässt, wenn man sie einengt, sie in Käfigen sperrt, auch wenn diese aus purem Gold sind, dann wird man sie nie im freien Flug erleben, niemals ihre Kraft kosten, die sie zu verschenken haben – in jeder ihrer Bewegung, in jedem ihrer Worte und dem Lächeln – welches dich dem Himmel näher bring.

Ihre Blicke trafen sich. Seine braunen Augen strahlten sie an und seine Lippen, die zu einem Schmunzeln sanft nach unten gezogen waren, lösten ein Lächeln ihn ihr aus. Ihr Blick floss in seine Augen und er hielt, auch wenn nur für einen Augenblick, den Atem an. Sie befanden sich mitten am Zebrastreifen, es schüttete Hunde vom Himmel, sie blieben stehen. In diesem Augenblick verlor die Welt, um sie an Bedeutung. Sie öffnete sanft ihre Lippen, weiße Zähne strahlten hervor und sanfte Grübchen bildeten sich auf ihren Wangen. Sein Gesicht bildete bereits Lachfalten und kündigte eine Freude an – welche sich jeden Augenblick über sein Gesicht ergießen wird.

Doch die Hupe eines ungeduldigen Autofahrers beendet diesen stillen innigen Augenblick, der eine Welt der Zuneigung eröffnen konnte – sie auf eine Reise der gegenseitigen Erkundigungen geschickt, mit einem Raum, als wäre die Zeit stehengeblieben. Ihnen den Zugang des anderen gewährt, sie auf eine Ebene der Berührungen und Intimität und auch wenn es nur so ein kurzer Augenblick war – in die Welt der Liebe getragen. Wieder erklang die Hupe, die grässlicher und schrecklicher nicht dröhnen konnte. Der Lärm der Straße holte sie ein, brutal, wie ein Erschießungskommando – welches auf ihr Herz zielte. Die beiden zuckten zusammen, verloren den Blick des anderen und eilten zum gegenseitigen Straßenrand.

Am Gehsteig blieben sie stehen und wandten sich zueinander. Der strömende Regen, verwandelte jegliches Gesicht und Konturen des anderen in eine Wand, ein Bild voller grauer Striche. Sie blieben so stehen, drei Ampelphasen lang. Die Frau unter dem Regenschirm, er unter Mantel und Hut. Es sah aus, als warteten sie auf etwas, dann hoben sie langsam die Hände und gaben einen sanften Gruß dem anderen. So, als würden sich alte bekannte grüßen, so als hätten sie sich schon immer gekannt. Sie wendeten beinahe gleichzeitig und jeder von ihnen verlor den anderen im Regen…

Wien am 30.04.2023

Etwas, über die Liebe…

Zurück zur Liebe. Was ist Liebe? Wie schreibt man Liebe. Kann man dieses Wort noch beschreiben, und dabei die Hoffnung in einem Satz weglassen, dich wiederzusehen, dich zu berühren oder mit einem Kuss, der unsere beiden Lippen verbrennen lässt, dabei nie enden wollend - in die Ewigkeit trägt. Ist es Liebe, wenn eine Berührung uns erzittern lässt. Ist es Liebe, wenn wir kaum einen Augenblick ohne den anderen sein können. Oder ist es Liebe, die uns dermaßen den Atem nimmt, wenn wir uns sehen, wenn wir lächeln, wenn wir uns umarmen, wenn unsere Körper sich berühren oder einfach so – nichts tun zu müssen, dass wir Freude empfinden.

Ist es Liebe, wenn wir diese Wärme spüren, die unseren gesamten Körper einnimmt, ihn wie ein Elixier zum Leben erweckt und für die Ewigkeit in uns bewahrt. Ist es Liebe, wenn in der Begegnung unsere Jugend, wie eine Quelle aus uns entspringt, als hätte sie auf diesen Augenblick schon immer gewartet. Ist es Liebe, wenn wir tief in uns empfinden, uns nie wegen unserer Schönheit begehrt zu haben. Ist es Liebe, wenn das Vertrauen und die Verbundenheit uns alle Kriege überleben, alle Höllen durchschreiten lässt, und nur der Augenblick unserer Wiederumarmung uns alle Hürden des Lebens überwinden und ertragen lässt.

Ist es Liebe, wenn man zu sehr liebt, dass man dann mehr in dem anderen lebt als in sich selbst? Und wenn wir schon dabei sind, endet Liebe bei den Menschen und falls ja, wie erklären wir uns unsere Empfindungen gegenüber Tieren, Pflanzen, Sachen, Städten und Ländern oder gar dem Meer? Liebe ist universell und kennt keine Grenzen. Diese umfassende Liebe, die um uns ist, die in uns ist, die uns und alles, was um uns herum ist, durchströmt – die uns mit allem verbindet – ist die einzige und von Zeit unabhängige Kraft. Wer daran nicht glaubt, wird sich schwertun, seine Empfindungen für Menschen, die schon lange verstorben sind – zu erklären. Die Liebe zu diesen Menschen ist noch immer in uns und sehr präsent. Bedeutet, sie berührt sie, sie verbindet uns mit sie, in weiten fernen Welten, Existenzen und Dimension – frei von Zeit und Raum…

Und Liebe ist keine Sache, die man einfach abgibt, wie ein Möbelstück, welches man nicht mehr braucht. Kein Wort der Welt wurde jemals so leicht ausgesprochen, so leicht verurteilt und entstellt, so leicht vergessen und so leicht verraten. Und dennoch ist die Liebe die einzige Kraft, die diese Welt retten, die Menschen vereinen, die Nationen und Kulturen heilen, kann. Liebe – ganz gleich wie geschrieben, ganz gleich wie ausgesprochen, sie ist es immer wert – erlangt zu werden – für immer…

Wien am 17.04.2023

Wenn wir hungern…

…dann jeder auf seine eigene Art und Weise. Unser Hunger macht uns einzigartig. Es gibt niemanden anderen, der uns im Hungern gleicht. Der Moment, wenn unser Magen leer ist, sprich, wir seit Tagen nichts gegessen haben, ist nicht der Augenblick, wo wir hungern. Und noch weniger drückt sich der Hunger aus, wenn unsere Gedärme leer sind. Das geschieht viel früher. Der Hunger beginnt mit dem Augenblick zu steigen an, wo wir fertiggeworden sind mit der Nahrungsaufnahme. Wir empfinden zwar für einen kurzen Moment ein Sättigungsgefühl, doch was danach folgt - ist Hunger…

Für manche von uns dauert dieser Sättigungsmoment länger oder auch kürzer, je nachdem welche Charakterzüge wir in uns tragen. Und das zeugt von unserer Einzigartigkeit. Menschen die nie in ihrem Leben gefastet oder sich bewusst auf Entbehrungen eingelassen haben, zählen heute zu den Egomanen, Exzentrikern, Machtmenschen, Ellbogenrittern selbst Unintelligentz wird ihnen nachgesagt und auch jene, die wir, rein von unserer Empfindung aus – nicht als Freunde bezeichnen würden.

Hunger ist zwar eine Empfindung die sich durch das Verlangen nach Nahrung ausdrückt, doch dieser Hunger kann so weitschichtig sein, dass er unser gesamtes Wesen einnimmt. Wir können physisch, emotional, sozial sowie psychisch hungern und verhungern. Und doch bezeugt unser Hunger, dass wir als Wesen Mensch in der Lage sind – zu hungern – und zu überleben, je nachdem, nach was wir hungern. Eine evolutionäre Eigenschaft, die sich in unseren Genen breitgemacht hat und in jedem von uns wirkt. Man sagt, kein Fingerabdruck des Menschen gleicht sich – ich würde ergänzen, dass auch der Hunger in uns, uns einzigartig macht.

Gehen wir einen Schritt weiter und spüren einmal in uns, was geschieht, wenn wir auf verschiedene Dinge verzichten, sei es auch nur die Nahrungsaufnahme, dann erleben wir zunächst einen kurzen Schockzustand. Das geschieht immer, wenn wir aus gewohnten Bahnen austeigen oder rausgeworfen wurden. Übersteht man diesen Schock und krabbelt nicht gleich auf gewohnte Pfade zurück, dann folgt darauf Schmerz – für mache kaum spürbar aber doch und für andere bis ins Unerträgliche. Hier trennen sich die Charaktere in allen Richtungen und Formen.

Übersteht man diesen Schmerz des Verzichtes, der nicht lange währt, uns aber dennoch zusetzt, dann durchschreiten wir eine emotionale Tür und treten in einen Zustand ein, der uns zunächst sehr chaotisch erscheint. Jeder der gefastet hat, kennt diese drei Tage des Verzichtes und was danach folgt. Für manche eine pure Quälerei für andere nicht minder, aber sie halten durch und verzichten weiter auf Nahrungsaufnahme jeglicher Art. Damit sind wir unseren Hunger noch nicht los. Was darauf folgen muss, ist nicht nur ein leerer Magen, sondern es ist der Darm – der den Hunger erzeugt. Wir müssen ihn ebenfalls leer bekommen. Wie – darüber redet Ihr besser mit entsprechenden Fachleuten, die wissen wie.

Wenn wir es geschafft haben auch den Darm zu entleeren, am besten bis zum dritten Tag des Nahrungsverzichts, sonst quält man sich unnütz weiter, womöglich bricht man auch ab, dann treten wir in einem Zustand ein – wo jeglicher Hunger verschwindet. Wir erkennen zum ersten Mal, dass nicht ein leerer Magen den Hunger erzeugt, sondern unser Darm. Würde man in diesem Zustand auch nur eine einzige Erbse essen, dann würde der Darm sofort mit enormem Hunger reagieren.

Ab diesem Zeitpunkt haben wir die Ketten durchbrochen, die uns an gewohnte Bahnen festgemacht haben. Und nicht nur der Hunger verschwindet, sondern, wenn man genau hinsieht und reinspürt – verändert sich auch der Raum und die Zeit um uns. Es folgt ein Kraftgewinn. Aber dazu, was alles dabei geschieht und welche Möglichkeiten uns dadurch eröffnet werden – ein anderes Mal.

Jeder von uns, der hungert – verlangt nach Nahrung. Und wenn wir diese nicht bekommen, ganz gleich welche, dann sind wir in der Lage alles möglich anzustellen – bis hin zu Weltkriegen. So betrachtet hungert auch die Welt und wir als Menschen in der heutigen Zeit und Gesellschaft haben es verlernt – den Augenblick des Verzichtes zu würdigen. Sehen es eher als Schwäche und Armut an, dabei ist der bewusste Verzicht die größte Fähigkeit des Menschen – die uns über unsere inneren Grenzen erhebt, uns zu Veränderung und Wachstum verhilft – und letztendlich – mit allem, was uns umgibt - verbindet. Durch Verzicht werden wir eins mit dieser Welt…

Wien am 16.04.2023

Ich habe absolut keinen Grund mehr zu lieben…

Es gibt niemanden mehr, der mir sagen kann, wie ich das überstehe…

Die Sinnlosigkeiten der Worte, angehäuft durch fäule Münder, gut gemeinte Ratschläge, die eines erzählen, das andere meinen und nichts sagen, erwachen im Wind, entwickeln dabei ihre trügerische Kraft und tragen die Bitterkeit in den Alltag. Begleitet mit Berührungen eines schwachen Augenblicks, als hätte es Liebe nie gegeben…

Es gab etwas in dem – wenn wir uns liebten. Deine Lippen, wie der süße Morgen, der alles versprach. Ein Gefühl, gleich einem Flug, einer unbändigen Freiheit, einer Gewissheit, die dir sagte – nichts, kann dieses Blau in deinen Augen stören, wie der Himmel, der sich vor deiner Kraft verneigte, als könntest du ihn mit den Fingern berühren.

Und doch, manchmal verbrannte dieses sonderbare Feuer dein Herz, welches erst vor kurzem zu lieben gelernt hat. Trotz seiner zerstörerischen Kraft erwärmte dieses Feuer nicht, dieses Feuer schützte nicht noch konnte es dein Herz für die Liebe öffnen, weil dieses Feuer alles konnte – nur nicht zu lieben.

Nähe, sie schmerzt, wenn unangebracht - noch mehr. Jede Berührung tat weh, auch wenn gut gemeint. Auch ohne Worte ausgesprochen, getragene Nähe im Blick – ließ uns verstummen, weil sie keine tatsächlichen Berührungen offenbarte.

Ich blieb allein, nicht dass es mir wohler war, aber du wolltest nicht meine Lieder - meine Gedichte meine Werke, meine Berührungen und als du gingst, blieb nur noch die Zerstörung meiner Worte, die sich nun gegen mich richteten, und keinen Teil, keine Ecke meines Seins, verschonten.

Was blieb, ist ein Gefühl von Schuld und obwohl, es lag nicht an dir oder mir, weil ich bis zum letzten Atem um dich kämpfte. Es waren deine Wege, gesäumt von Worten, eingeflüstert von jenen Leuten, die der Liebe vor Ewigkeit entsagten. Die vor Liebe, vor unserer Liebe, Angst hatten und wussten, dass nur Lügen ihnen ein Gefühl vermitteln konnten, uns gleich, auf dieser Welt - nicht von Gott verlassen zu sein.

Vielleicht war es Liebe, vielleicht auch nur ein Hauch vom Herzen, der zur Vollendung die Bereitschaft brauchte, den Weg der Leidenschaft zu Ende zu gehen. Vielleicht auch etwas Mut sich dem anderen zu ergeben, im anderen sich selbst zu verlieren und doch im anderen sich wieder zu finden. Etwas mehr von heute, vielleicht etwas mehr vom Morgen, oder einen schmalen Weg in der Dunkelheit der aus dem Licht geboren - wo am Ende von diesem - wir beide stehen.

Es gibt niemanden mehr, der mir sagen kann, wie ich das überstehe… Selbst das Küssen anderer Frauen entfacht nicht das Feuer, welches mir den Atem rauben kann, weil du noch immer zwischen diesen Lippen - im Wege stehst.

Heute stehe ich am Wegesrand meines Lebens, einem Dieb gleich der sich um Liebe sehnt, einem Lügner, der verstanden hat, dass ganz gleich was er sich erzählt, der Schmerz nicht vergeht, der nicht heilt, weil das Heilende fehlt – Du…

Wien am 08.02.2023

Es haben mich noch nicht die Worte erreicht, die sich der Hass der Menschen ausdenkt,…

Weder berührt noch in meinem Herzen angekommen, verblasen sie, zerschellen vor meinem Vertrauen in diese Welt. Mein Vertrauen, welches der Liebe gleicht, weil ohne dieses – nichts mehr existiert - weil ohne dieses, alles verblast und die Seele selbst mit letzter Träne – für immer zu vertrocknen droht. Weil diesem unerschütterlichen Vertrauen – nichts entgegentreten kann, ohne zu verblasen.

Worte verletzen, Worte können heilen, Worte bringen Schweigen und Staunen zugleich. Worte erschaffen Vertrauen und Worte können entzweien. Und Worte, in Zorn und Hass gesprochen – töten, ganz gleich wen sie treffen. Sie hinterlassen verbrannte Erde und blutende Herzen, die zu heilen, beinahe niemand vermag. Sie fragen nicht nach Nationen, Kultur noch nach Geschlecht – ihre Botschaft ist die Vernichtung – und alles, was sich diesen unterordnet – vergeht.

Ich habe mit meinem Leben abgeschlossen, alles bereinigt, nichts offengelassen, was noch zu verletzten gäbe, nichts, was noch zu klären gäbe, weil alles geklärt ganz tief in mir ruht. Meine Liebe, mein Vertrauen vergeht nicht, weil es dazu niemals aufgegeben wurde, weil es dazu niemals verletz noch verraten wurde.

Jeder von uns auf diesem Planeten trägt seine Verantwortung für sein Leben auf seinen Schultern selbst und niemand ist im Stande, diese unsere Schultern für uns zu tragen, auch wenn wir es manchmal gerne hätten. Der, der Hass sät, wird Hass ernten und jener der Liebe sät, wird Liebe ernten – so leicht ist es – und für jene die das verstanden haben – war die Existenz und die Wirklichkeit ihres Lebens - nie anders…


Wien, am 23.01.2023

Einer von uns geht in Pension...

Heute ging das Liebste, was mir am liebsten ist – in Pension – meine Frau. Vom Jahrgang her sind wir gleich, vom Alter trennen uns nur 8 Monate. Nur Monate - sind ein täuschender Begriff. Sie im April ich im Dezember geboren. Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich nicht, hab aufgehört die Jahre zu zählen. Und die Monate? Was weiß ich, was ist so wichtig an diesen, wenn die Jahre nicht mehr zählen. Das, was bleibt und offenbar unauslöschlich in uns brennt – ist die Liebe füreinander. Jenes Gefühl, was tiefstes Vertrauen, Verbundenheit, Gleichklang, Harmonie, obwohl man diese nie bezweck, auslöst. Jetzt, nach so einer langen Zeit der Ehe, kann ich nur bestätigen – dass Verbundenheit, jener Kleber einer Beziehung ist, der alle Stürme der Zeit überdauert und dem anderen, dem Partner, die Gewissheit gibt – niemals alleine zu sein… Meine Liebe – alles Gute zu deinem Pensionsantritt – möge uns die Gesundheit – in die Ewigkeit tragen…

 

Wien am 12.01.2023

Wir schlafen…

Wir schlafen und doch sind wir wach. Der Nacht berauscht, sie dem Morgen nicht preisgeben wollend, deren Sonne das Land zu fluten beginnt. Unsere Hoffnung, auch wenn so dünn als gäbe es sie nicht, ergießen wir in den Tag - als hätte Zeit keine Bedeutung. Wir sind wach, meinen es auch recht ehrlich und dennoch schlafen wir – unser ganzes jämmerliches Leben…

Wien 13.12.2022

Wir ahnen es - ohne zu wissen…

Es gibt in deinen Worten etwas, was ich heraushöre, das mich nicht möchte… Dabei, ohne es zu ahnen, oder zu erkennen, dass es etwas in mir gibt – in der Tiefe meiner Seele - was dich nicht möchte…

Wien am 29.10.2022

Tanzen...

Der Tanz – ist die einzige körperliche Beherrschung, die dir, in keinem Augenblick, gestattet, die Bewegung, ohne Leidenschaft auszuführen… Somit ist Tanzen - dem Leben geschuldet…

Wien am 28.10.2022

Der Morgen riecht - nach einer schönen Zukunft…

Der letzte Urlaub in Kroatien, Istrien, Vrsar, fast vergessen, bereits zwei Tage zurück. Ich lag nackt im Bett, mein Arm drückte sanft meine Liebste an mich, die im Schlaf ihren zarten Po an meine Lenden drängte. Das Sonnenlicht, welches durch die Wohnzimmerfenster schien und meine Brust und Schultern wärmte, gab mir Zuversicht und ein Gefühl der Vollkommenheit.

Sonnengebräunte Haut, welche pure Gesundheit wiedergab, überzog noch meinen Körper. Nichts davon verschwendet, keinen Millimeter der rückläufigen Bleiche der Haut preisgegeben. Noch nicht, das spürte ich, was meinen Körper betraf, war wirklich in Wien…

Erinnerungen erwachten und nahmen mich auf eine wundervolle Reise mit. Das sanfte Umspülen des Meeres an meine Füße, während ich am Strand saß, die kühle Brise, das feine Kribbeln an den Zehen, wenn der Kiesel, durch die Wellen bewegt diese sanft berührten und ein Schmunzeln in meinem Gesicht zauberten.

Erinnerungen überschlugen sich, klebten an mir, wie eine zweite Haut. Die nicht schöner sein konnten wie diese wundervolle Bräune, die nie vorbeigehen möge. Das Schöne am Meer, ist nicht nur das Rauschen der Wellen und die Brandung, nein es ist der Zustand, der uns in die Lage versetzt, zu erkennen, wie klein wir sind. Uns mit Demut erfüllt und eine Gewissheit in uns auslöst, dass wir selbst, einen Tropfen gleich – ein Teil von diesem unendlich erscheinenden Meer sind. Ein Teil von einem Ganzen, einem Berauschendem, zu sein – lässt uns ganz still werden, so, als würden wir uns vor dieser Stille, dieser Größe – verneigen.

Das Schöne an Altbauwohnungen Wiens, sind ihre hohen Räume (3,50m). Die, wenn du auch noch ein entsprechendes Hochbett besitzt, welches das große Schlafzimmer mit den hohen Fenstern und wehenden Vorhängen, unweigerlich an die Prinzessin auf der Erbse denken lässt, dazu auch noch die nötige Breite von 210 cm, die dir jegliches Bewegen und Ränken auf ein königliches Niveau heben; lassen dich das Erwachen neben deiner Liebsten, voller Verzückung, genießen…

Mein Blick fiel auf ihre zarten Schultern. Jene zarten Linien ihres Halses, die sich in ihren braunen Haaren verloren, die mich, mit all der Zartheit, die sie bei der Berührung meiner Lippen entgegenbrachten, im Rausch, den Meereswogen gleich – die Sinne raubten. In diesem Augenblick spürst du dich und alles um dich, was in diesem Moment wirklich wichtig ist. In diesen Momenten, wo du noch nicht dem Traum entrückt bist, im Hauch des Moments, wo dich die Alltagswelt noch nicht begrüßt hat, und deine Liebste dein liebendes Herz fordert, in diesem Moment, der so oft so selten ist – riechst du es, spürst du es, berührts du es – das Leben ist schön und die Zukunft, ganz gleich wie die Vergangenheit war – wird wunderschön…

Nehmt euch Zeit für eure Liebsten und euch selbst – der Moment vergeht viel zu schnell. Die Welt da draußen ist zu wach und zu brutal für unser liebendes Herz – findet zurück in die Umarmungen, denn diese sind die ersten und die letzten - die ihr auf dieser Welt erlebt…

 Wien 18.09.2022



Liebe und Musik – wie die Umarmung zweier Liebenden…

Durch alle Zeiten hindurch ging es um nichts anderes - als um Liebe…

Und doch schafften wir es immer wieder diese zu entstellen, zu verletzen, zu verraten und ins Gegenteil zu verkehren…

 https://www.youtube.com/watch?v=0HlZDKEY9Lg

Wir wären gut beraten zu unserer Liebe zurückzukehren. Zu der Empfindung, die uns verbindet, uns gegenseitig spüren lässt das wir im Herzen gut sind und uns die Kraft gibt, dass alles schaffbar ist, selbst so große Distanzen des Krieges überwindbar, als hätte sie nie gegeben…

Wenn Krieg an die Haustür klopft – ist Liebe das einzige Schloss, welches diese Tür sichert …

Wien 12.04.2022

Verblendung...

Ist gleich Verwirrung der Sinne, Verkleidung von etwas, was anders ist. Verblendung ist das oberste Gebot eines Krieges. Verblendung hinterlässt verbrannte Erde und rechtfertigt jene, die sie verbrannt haben. Verblendung ist der treue Geselle jener Betrachtung, die jeglichen Bezug zur Realität verloren hat. Verblendung rechtfertigt alles, selbst Mord. Verblenden ist das erste Adjektiv welches angewandt, jegliche schlimme Handlung in ein gerechtes Licht stellt. Und Verblendung ist das krasse Gegenstück von Erkenntnis, weil es weder den Raum des Nachdenkens öffnet noch jene Synapsen im Hirn zulässt, die diese Erkenntnis zum Erleuchten bringt.

Wenn zum Krieg in der Ukraine eine Bezeichnung an Bedeutung gewonnen hat, so ist es die der Verblendung. Und obwohl alle Reporter dieser Welt, den klassischen Spruch auf den Lippen tragen, dass die Wahrheit die erste ist, die in einem Krieg getötet wird, verwischt dennoch die Verblendung jene Spuren der Erkenntnis - aus der wir alle hätten lernen können.

Doch, eines schafft selbst Verblendung nicht: Die Toten, Ermordeten, Erschlagenen, Erschossenen, Verbrannten und wie Vieh abgeschlachteten Menschen, zu verbergen. Ganz gleich wer den Krieg begonnen hat – solange dieser von beiden Seiten weitergeführt wird – tragen beide Seiten die gleiche Schuld an diesen Opfern. Dieselbe Schuld, den Krieg nicht beendet zu haben. Dieselben Menschenmörder auf beiden Seiten stehen sich gegenüber, schmunzeln wenn die Verblendung um sich greift und den anderen, den wahren Mörder anprangert.

Sie schmunzeln, immer nur dort wo man sie nicht sieht, sie schmunzeln, da sie sehen, umso mehr Leichen produziert werden, diese ihrem Machterhalt dienen. In einem Krieg, sind nur die Opfer unschuldig und nicht jene die ihn betreiben. Aber wer soll es erkennen, wenn die Verblendung jene ist, die uns den Blick darauf verwehrt. Und Verblendung war, ist und wird immer sein – der erste Schritt und womöglich auch der letzte – in den Untergang…

Wien 05.04.2022

Erinnerst du dich noch, Sarah?

Erinnerst du dich noch an jene Nacht im September, in der sich unsere Blicke zum ersten Mal trafen? War es der Nebel oder der Regen, der unsere Schritte zu diesem kleinen Bahnhof im Nirgendwo lenkte? Es war kurz vor Mitternacht und ich wollte den Zug nach Wien erwischen. Laternenlicht drang kaum durch die Nebelschwaden und erleuchtete nur einen kleinen Teil der Schienen. Es sah aus, als würden die Bahngleise aus dem Nichts erscheinen und genauso schnell wieder im Nichts verschwinden.

Erinnerst du dich noch an den Moment, als ich vor dir stand? Ich lief die wenigen Stufen zum Bahnhofhäuschen hinauf, wollte mich vor dem Regen schützen, als vor mir plötzlich deine Konturen im Nebel sichtbar wurden. Da standest du, im Schein der Bahnhofslampen, dabei deinen Regenmantel fest umschlungen. Deine langen, schwarzen Haare klebten dir im Gesicht und deine Wimperntusche färbte bereits die Augenlider dunkel. Deine grünen Augen mit den Wimpern eines Rehes suchten mein Gesicht ab und als sich unsere Blicke trafen, spürte ich, wie du langsam in mir eindrangst. Das Rot auf deinen Lippen erhellte diesen grauen, kalten und so unwirtlichen Augenblick, der alles veränderte.

 Erinnerst du dich noch, Sarah? Ich fragte dich, ob du schon lange dort gewartet hattest. Du lächeltest und sagtest: „Mein ganzes Leben, für diesen Moment.“ Deine Wangen waren nass, als hättest du geweint, und die feinen Grübchen, die sich durch dein Lachen darauf bildeten, nahmen mir den Atem. Du mustertest mein Gesicht und als dein Blick auf meine Lippen fiel, konnte ich nicht anders als zurücklächeln. Ich fing mich und fragte: „Der Zug – ist er schon weg?“ Du sagtest, dass du das nicht wüsstest, weil du auch gerade erst angekommen warst. Wind und Regen nahmen zu und drängten uns zu einer Einbuchtung in der Mauer. Wir standen nebeneinander und eine Zeit lang, völlig bewegungslos, traute ich mich nicht einmal zu atmen – bis du sagtest, dass du frorst. Erinnerst du dich noch? Der Bahnhof war verschlossen. Ich rüttelte an der Tür des Häuschens, plötzlich hieltst du einen Stein in der Hand und sagtest: „Versuch es damit!“ Mit zwei Schlägen löste ich das Vorhängeschloss von der Tür und wir drängten, völlig durchfroren und durchnässt, in diesen kleinen Raum. Warme Luft umschmeichelte unsere Wangen. Es war ein Schalterraum, in dem an der rückwärtigen Wand ein plüschener Zweisitzer aus den 60er Jahren die Mitte des Raumes markierte. Eine wollene Decke bedeckte seine abgeschürften und zerrissenen Stellen. Wir sahen uns kurz an, kicherten wie unbeschwerte Kinder und machten uns auf dem Sofa breit.

Erinnerst du dich noch, Sarah, als du deinen Mantel aufknöpftest und er seitlich von dir rutschte? Das wenige Licht, das von der Laterne durch ein kleines Fenster in den Raum schien, befreite deine bestrumpften Beine aus der Dunkelheit und ließ sie in roten Lackschuhen enden. Dein roter Rock spannte sich um deine Hüften und ein zarter, kaum wahrnehmbarer Schlitz befreite dabei dein linkes Knie. Mein Blick streifte deine weiße Bluse, und jene Stelle, wo sich deine Brüste mit jedem Atemzug sanft durch den Stoff drängten. Dein Blick folgte dem meinen und als ich es bemerkte, blickte ich beschämt zur Tür. Es war, wie ertappt zu werden, ohne etwas getan zu haben, oder als hättest du etwas gehört, ohne dass dies meine Lippen verlassen hatte.

Erinnerst du dich noch, Sarah, an den Moment, als du sagtest: „Mach bitte die Tür zu.“? Der Regen prasselte unermüdlich auf das Häuschen, erzeugte ein Brummen und brachte den Raum zum Beben. Ich setze mich wieder zu dir und ein zarter Duft von frischen Erdbeeren strömte mir in die Nase. Ich liebte dieses erfrischende Parfum an Frauen. Ich glaube, ich liebe es immer noch. Es vermittelte Natürlichkeit, Frische und Frucht und lud ein, vieles davon zu kosten. Sarah, wir wurden damals in diesem kleinen Zimmer vor der Kälte beschützt und doch waren wir irgendwie verloren. Ich fragte dich: „Fährt hier jemals ein Zug?“ Deine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln und du sagtest, so als wüsstest du es genau: „Das weiß nur der Himmel.“ Doch in dieser Nacht, Sarah, wusste der Himmel mehr, als wir es je zu ahnen vermochten. Deine Haare und dein Gesicht waren noch feucht. Ich nahm ein Taschentuch, tupfte kurz an deiner Wange und gab es dir. Du fragtest: „Wohin wolltest du mit dem Zug?“ Und ich, noch völlig trunken von dem Geruch der Erdbeeren, deinen Augen, deinen Lippen: „Ich weiß es nicht mehr!“ Wir lachten unbekümmert, als wäre das Leben ein nie endendes Fest. Dein Lachen hatte die Kraft der Sonne und erhellte dieses düstere Zimmer an einem Bahngleis, an dem die Züge in diesem Moment ihr Interesse verloren.

Erinnerst du dich, Sarah, als du mit dem Taschentuch meine Wangen berührtest und ich deine Hand nahm? In diesem Augenblick sahen wir uns nur an, verloren uns im Blick des anderen und es war uns völlig egal, ob hier jemals ein Zug hielt oder nicht. Ich nannte dir meinen Namen und du mir leise deinen: „Sarah.“ Ich hörte diesen Namen zum ersten Mal in meinem Leben und Gott weiß, dass ich ihn seit dieser Nacht im September noch immer in meinem Herzen trage.

 Erinnerst du dich noch, Sarah, als der Regen aufhörte und deine Lippen zart die meinen berührten? Nur hier und da war ein leises Tröpfeln zu hören, doch unsere Augen funkelten wie Sterne. Das kleine Fenster glich einem strahlend weißen Bild und gab unsere nackten, dampfenden Körper wieder. Die Nässe des Regens auf unserer Haut war verdampft und angeheizt durch unsere Leidenschaft bildete sich frische Feuchtigkeit, die sich mit jeder unserer Bewegung ineinander vermischte. Du sagtest: „Beweg dich nicht!“ Wie hätte ich auch können, als du deinen Schoß auf meine Lenden presstest. Ich saß da, dich umarmt auf meinem Schoß und atmete deinen Duft ein, der mir die Sinne raubte. Deine Lippen, forderten die meinen und ehe ich mich versah, spürte ich deine Zähne zärtlich zubeißen. Ich packte deine nassen Haare und zog deinen Kopf zurück, während du den Druck deiner Schenkel auf meine Hüften erhöhtest und ich spürte, wie ich tiefer drang. Meine Lippen liebkosten deinen Hals, das Pulsieren deines Blutes pochte auf meiner Zunge und dein sanftes Stöhnen entfesselte dabei einen Orkan in mir. Mit jeder Zartheit, die du mir gabst, entfachte das Feuer erneut in mir. Ich küsste deine Brüste, saugte an deinen Knospen und spürte, wie du dich in meine Schulter verbissen hattest. Deine Haut schmeckte nach meiner eigenen und jede Berührung meiner Zunge ließ eine kleine Stelle auf ihr erbeben. Deine Bewegungen verloren den Rhythmus, wurden schneller und ruckhafter, unkontrollierter und dein Biss in meine Schulter ging noch tiefer. Tiefer, als es je mein Herz erlaubt hätte. Ich ergriff deine Taille mit beiden Händen und presste deinen nassen Körper noch fester auf meinem Schoß. Du begrubst deine Lippen wieder unter meinen und ich nahm sie auf, als hätten sie dort schon immer ihren Platz gehabt. Wir atmeten, was sag ich, wir rangen nach Luft, nach Atem, nach Liebe und dem süßen Schmerz, der aus dem Schoß erwächst. Erinnerst du dich Sarah, an diese eine Nacht im September und wie der Morgen kam? Wir lagen umschlungen auf dem Zweireiher und das kleine Zimmer war voller Dampf, sodass sogar das Fenster – und diesmal von innen – völlig beschlagen war. Du sagtest: „Ich will nicht gehen.“ Doch deine Augen sagten etwas anderes. Sie leuchteten nicht mehr und drückten dieselbe Trauer aus, die ich im Herzen trug. „Nur noch einen Augenblick“, gab ich zurück und umarmte dich. Du küsstest meine Wangen, meinen Mund und meine Hände, so als hätten sie dir Glück gebracht. „Der Zug wird gleich hier sein“, sagtest du. Und obwohl ich nicht mehr daran glaubte, dass hier überhaupt irgendein verdammter Zug stehen bleiben würde, zerriss es mir das Herz, als ich das Surren der Gleise hörte.

Erinnerst du dich, Sarah, dass der Tag viel zu schnell kam – noch immer in Nebel gehüllt, aber viel zu wach für unsere schlafenden Herzen. Der Zug hielt nur einige Minuten. Zu wenig Zeit, um sich zu verabschieden, zu wenig Zeit, um dich zu spüren, nochmals zu berühren. Nur eine Umarmung, gefolgt von den sanften Berührungen unserer Lippen, hinterließ Tränen in unseren Augen. „Bleib bei mir!“, bat ich sie, und meine Stimme versagte. Du weintest und sagtest: „Ich kann nicht, ich muss gehen!“ Und ich war zu keiner weiteren Frage fähig. Ich hatte Angst, dass die Antwort noch größeren Schmerz verursachen würde als die Trennung voneinander. Als sich der Zug in Bewegung setzte, verspürte ich auch einen Ruck in meinem Herzen. Der Septembernebel gab uns keine Chance, denn nach wenigen Metern verschwand der Zug mit dir in jenem Nichts, aus dem er gekommen war. 

Erinnerst du dich, Sarah, an diese eine Nacht im September, die das Feuer in unseren Herzen entfachte und uns dabei für immer verbrannte? In der Hoffnung, dir zu begegnen, kam ich viele Male zu diesem Bahnhof. Am liebsten waren mir die Septembertage, weil sie etwas von uns in sich trugen. Manchmal glaubte ich, dich im Regen oder im Nebel zu erkennen, doch es waren nur Schatten, die sich beim Berühren meiner Hände im Nebel ergossen. Erinnerst du dich, Sarah?

Purkersdorf, Bahnhof, 30.09.1979

Familie

Für die einen ein Segen, für die anderen die Hölle! Die einen, die nie eine hatten sehnen sich innig nach ihrer Nähe. Andere wiederum, die eine hatten aber durch diese nur Schmerzen erfahren mussten – wünschen sie zum Teufel. Nähe beinhaltet Freude und Schmerz. Manchmal erwächst genau das eine aus dem anderen und hinterlässt Spuren in uns, die uns zum einen Hoffnung geben und zum anderen jeglichen Anspruch auf Hoffnung, verblassen lassen.

Der alte Spruch „Freunde kannst du dir aussuchen, Familie nicht.“ muss in dieser Zeit, in der wir heute leben neu überdacht werden. Und wenn er dennoch Bestand haben sollte, so verweist er auf eine Tatsache hin, die man nicht gleich erkennt. Aussuchen bedeutet - man hat eine Wahl. Aber wie gesagt, in beiden Fällen- schmerzt diese Wahl oder berührt unser Herz…

Wien 17.03.2022

Irgendwann ist dieser Spuck vorbei…

Und was dann? Wo werden wir unsere verlorenen Freunde wiederfinden? Wo werden wir sie suchen, falls überhaupt? Corona, wird eines Tagen nicht mehr wichtig sein, so wie in den Tagen bevor wir von ihr hörten. Was dann?

Welches Wort war in diesen Coronawirren zu viel, oder gar zu wenig? Wo ist die Verbundenheit, die oft ein Lächeln in unser Gesicht zauberte, wenn wir miteinander sprachen – die jetzt fehlt? Wie oft wurden wir als Impfgegner beschimpft, wie oft wurden wir als Impftrotteln gebrandmarkt? Wie oft verschütteten wir unsere Herzen für eine Sache, die nicht wirklich, die unsere war? Zumindest gaben wir uns diese Erklärung, damit wir besser schlafen konnten. 

Irgendwann ist dieser Irrsinn, der sich Corona nennt, für uns alle vergessen. Aus unseren Seelen verbannt. Nur eines nicht – die zugefügten Verletzungen, die, wie in einem Rausch, dem anderen umgehängt wurden, aus eigener Angst entlassen – in den Augen des anderen gesehen, aber niemals in den eigenen anerkannt.

Wir haben in diesen Wirren vergessen, dass wir ein Herz besitzen. Ein mächtiges Organ, welches unsere Welt in Gleichgewicht hält. Dieses Herz sagt uns was wahr ist und wo wir uns verlieren. Und nur in seltenen Momenten spüren wir, wie es um uns weint. Wir müssen wieder lernen auf dieses zu hören. Mit anderen dieses zu teilen und gegenseitig zu umarmen.

Wellen des Herzens, sie breiten sich wie das Magnetfeld unseres Körpers in allen Richtungen aus. Erreichen dabei feinstofflich, die letzten Ecken dieses Planeten. Wellen, die wir mit unseren Handlungen erzeugen, sind wie Fangnetze - die, die Erntezeit einläuten...

Was bleibt, was werden wir nach all den Verletzungen ernten?

Mich schmerzt es sehr, wundervolle Menschen in dieser Zeit verloren zu haben – weil sie aus meinem Lebenskreis, wie von einem Orkan weggefegt - verschwunden sind. Ich werde mich wieder auf die Suche nach ihnen machen. Ihre Spuren aufnehmen, ganz gleich wie weit sie gegangen sind. Warum fragt Ihr, warum nach all den Schmerzen? Weil sie es wert sind…

Lasst uns wiederfinden…

Michel, Wien 21.02.2022

Wellen des Herzens...

Wellen des Herzens, sie breiten sich wie das Magnetfeld unseres Körpers in allen Richtungen aus. Erreichen dabei feinstofflich, die letzten Ecken dieses Planeten. Wellen, die wir mit unseren Handlungen erzeugen, sind wie Fangnetze - die, die Erntezeit einläuten...

Michel Wien, 19.02.2022

Nebel im November…

Es ist kalt geworden. Und nicht nur in den Herzen der Menschen. Die Tage verlieren ihr Licht und die Erde atmet aus. Nicht so wie im Frühling wo sie einatmet, nicht so wie im Sommer, wo sie den Atem anhält und auch nicht wie im Winter, wo ihr Ausatmen zur Transformation führt.  

Es ist Herbst und er verteilt unablässig die kühle Luft übers Land. Mit seiner Frische aber auch klaren Luft, die uns die Natur der Dinge klar vor Augen führt. Die letzten Blätter der Bäume, verlieren ihren Halt an den Ästen und suchen ihren Weg, in einem zeitlosen Augenblick, den Atem der Beobachter innehaltend, bis ihre Reise aus luftiger Höhe - den Boden berühren.

Es ist die Zeit der Anderswelt. Eine Zeit, des neuen Hier, eine Zeit über Brücken zu gehen, eine Zeit in sich zu gehen. Eine Zeit, geboren aus Nebel und Dunkelheit, wo wir glauben, jeglicher Kampf sei verloren, und doch, unserem Wunsch folgend nach Licht und Wärme, diese wieder zu spüren.

Es ist Herbst und Corona, unweigerlich in dieser Kombination, nicht an den Tod zu denken. So als wäre der Herbst, der Vorbote einer Zeit – die uns von unseren Liebsten zu trennen vermag. Und nichts, absolut nichts, kann diese Trennung aufheben oder den Schmerz lindern, welchen wir dabei empfinden, wenn jene die wir in unser Herz geschlossen haben - nicht mehr sind.

Jene die von uns gegangen sind, sofern sie dafür den Herbst gewählt haben, trägt der Atem der Erde zu neuen Ufern, die uns, solange wir auf unsere Herbstzeit warten, verborgen bleiben. Und nur die Hoffnung, unser Glaube oder unsere Liebe erlaubt uns, mit diesem Schmerz fertig zu werden und eine neue Zeit einzuläuten, im Hier und Jetzt.

Es ist Herbst, der Nebel kommt auf. Die Anderswelt lässt lächelnd einen Spalt offen, für jene, die ihre Reise, wie das Blatt vom Baum, in einem zeitlosen Augenblick - ihrem Ursprung entgegen fallen…

Wien, am 24.11.2020

Ist diese Welt, die meine…

Es dröhnt. In den Massenmedien, auf den Straßen, im Zusammenleben und in unseren Köpfen. Anstatt diesen Druck hinauszuschreien, oder wie manch Meditierende, mit dem Atem, den Ausgleich herzustellen - scheitere ich an die neuen Eilmeldungen und Katastrophen, die über die Medien den Tag bestimmen.

Corona, denke ich, macht mich ganz wirr. Seit acht Monaten leben wir im Ausnahmezustand. Von der Regierung fröhlich verkündet, wird dieser bis Ende November verlängert. In der Hoffnung, dass ab dem 03.11.2020 wirkliche Stille einkehrt, schnappe ich mir die Hundeleine. Drehe mit Mimika eine Runde um den Häuserblock, paffe auf einer Parkbank meine Cohiba robusto, um aus diesem Dröhnen runterzukommen. Das hilft sicher - oft ausprobiert.

Bei der Tür begreife ich, wir haben gar keine Hündin mehr. Sie verstarb vor Jahren. Scheiß Corona. Egal, die Zigarre reicht. Die Ehefrau sah mich besorgt an, als ich die Leine wieder aufhängte, und versuchte, die Tür sanft zu schließen. Ich nickte ihr schweigend zu, sie nickte zurück – und lächelt. Wir verstanden uns schon immer, sogar in all den Tagen, bevor wir uns begegnet sind. Dumpf klickte das Schloss, ja, das ist es, was ich zu umarmen versuche. In der Folge guten Rauch paffen. Wie der alte Mohawk mit seiner heiligen Pfeife, die Worte, die wahr sind, mit dem Rauch ausblasen, in der Luft zu schrieben. Falls sie der Wind verwirbelt, dennoch klar erkennbar, was da aus mir entweicht. Ersichtlich für mich - ersichtlich für den großen Geist.

Das letzte Abfeiern der Jugend dieser Tage dröhnte aus einem naheliegenden Gasthaus in die Abendstunden hinaus. Und das, seit der Ankündigung des Lockdowns. Musik - lärmend, dass man sich schmerzlich die Ohren zuhielt. Eine Lautstärke, die dir ihre Proteste über die bevorstehende Einengung, auf die Stirn donnerte. Wie rhythmusbedingt die Musik leiser wurde, bedeckte ihr Lachen und Grölen die Seitenblocks der anliegenden Häuser. Die hätten bei dem Saufgelage, die Musik weglassen können. Ich dachte, da war sicher der Geist im Spiel – eher ein Hochprozentiger…

Ich zündete mir die Robusto an. Dabei durchzogen mich Zweifel, ob die Feiernden da drinnen, bei den Lauten, als würden sie sich gegenseitig die Haut abziehen, jemals heil herauskommen. Ob sie das Rote Kreuz, einzeln oder in einem Block, aneinandergekrallt, hinauszerren muss. Nach dem atemstockenden Gebrüll war ich geneigt, die Rettung zu rufen, rein aus Nachbarschaftshilfe, damit den armen Jugendlichen, endlich geholfen wird.

Obwohl bereits Mitternacht, liefen mir hektisch asiatische Mitbürger, mit Gesichtsmasken über die Gehwege. Die meisten gingen wie ich ohne Hund und allein. Mit Masken. Mir fehlt die Mimika sehr. Wie frustrierend muss es erst für sie sein? Kaum sich nach Europa rettend, hier fein eingelebt und dann – peng! - wieder Masken. Sie freundlich, hielten mir die Maskenpflichtverordnung nicht vor. Ich grüßte sie wie immer – nett. Sie erkannten mich von meiner letzten Frühlingstasche mit Sojasoße. 

An die zehn Jugendlichen traten vors Lokal, zündeten sich Zigaretten an. Ich überlegte kurz, ob ich mich dazustellen soll. Ich rauche ja auch, denke, würde nicht auffallen. Als ich näherkam, fingen sie zu brüllen an. Schlugen sich auf die Schultern, rempelten in ihrem Suff, drückten sich gegenseitig lallend an die Wand. Okay, nein, ich würde auffallen. Außerdem würden sie mit ihrem Verhalten, meine Hündin belasten. Ach ja, fuck- scheiß Corona…

Sollte ich sie ermahnen leiser zu sein. Die meisten Menschen in der Straße schlafen bereits. Wie sagte ein altes Sprichwort: „Wenn man seine Ruhe nicht in sich findet, ist es zwecklos, sie andernorts zu suchen oder einzufordern.“ Der Geschmack des feinen Tabaks, ließ mich, sie umrunden und weitergehen. Dabei hinterließ ich einen blauen Dunst, der mich wie einen Geist im Nebel, erscheinen ließ. Vier Häuserblocks weiter, erreichte ich eine Parkbank, hörte noch ihre ohnmachtsnahen Lacher. Ich ließ Mimika frei, damit sie ein paar Runden im Park dreht, während ich mit dem Rest meiner Cohiba – ein paar Worte mit dem großen Geist wechsle.

Endlich – Stille erfasste mich. Ruhe kehrte in mir zurück, voller Freude, umarmt, als würde mich ein alter Freund, nach langer Reise, begrüßen. Worte mit Rauch in der Luft schreiben, sie wahr werden lassen, das Gesagte sehen, halfen mir. Oder war es der große Geist? Das große Mysterium, das ewig Unbekannte – das Unbeschreibbare, die unerwartete Stimme aus der Stille, oder einfach nur Mimika, die noch immer um meine Beine verspielt nach den Blättern des Herbstlaubes, die der Wind mit sich trug, fangen wollte?

Ich dämpfte das letzte Stück Zigarre auf einen Pflasterstein aus. Wusste, dass diese Welt, viele Welten trug. Und dass es nur darauf ankam, zu entscheiden – in welcher ich leben möchte. Mimika nahm mir die Entscheidung ab. Sie sprang zu mir rauf, zog an meiner Jacke. 

„Hast recht – lass uns nachhause gehen.“

Wien 01.11.2020

Liebe und der Tod...

Gebt Euch nicht der Hoffnung hin, dass Ihr eines Tages vor eurem Schöpfer treten könnt, um ihm zu verkünden, ein ehrliches, gutes und aufrichtiges Leben geführt zu haben. Denn vorher müsst Ihr an den Tod vorbei. Und der Tod betreibt keinen Handel, keine Kompromisse mit jenen die eines in ihren Leben verabsäumt haben – ihr Herz mit anderen zu teilen.

Die Liebe und der Tod sind Geschwister, die sich diese Welt teilen. Bis zu jenem Augenblick, wo der Atem endet, bis zu jenem Moment, wo der letzte Gedanke, die Tür des Lebens, hinter uns schließt.  Die Liebe überantwortet uns dem Tod. Und für einen kurzen Augenblick, im letzten Atemzug, der uns bleibt, ergießt sie sich aus unserem Körper, so, als wäre sie ein Fluid. 

Der Tod hält inne. Und je nachdem wie viel Liebe wir erworben haben; erworben im Sinne von geben und erhalten, denn man kann nichts erhalten, was man nicht bereits in sich besitzt. Ein Paradoxon, welches nur das Leben schreibt. Geben und erhalten ist keine Handlung – sondern ein immerwährender Prozess in uns. Deshalb kann es auch vorkommen, dass sich die Liebe in uns im Nichts auflöst, oder zu gewaltigen Höhen auftürmen kann. 

Aber letztendlich wird sie nur ein Gradmesser bleiben, nicht vor unserem Schöpfer, sondern ob uns der Tod die Gnade und jene Würde gewährt – die wir uns im Leben erworben haben. Er wird in Anbetracht dieser Liebe innehalten, Platz neben uns nehmen und uns erlauben unseren Lebenstanz vor ihm zu tanzen. Je nach Intensität unserer Liebe kann dieser Tanz ganz kurz – oder sehr lange andauern. In diesen Augenblicken ist der Tod von unserer Liebe dermaßen gebannt, dass selbst er, keine Bedeutung für sich findet. Im Leben der Zauberer, nach Castaneda, ist das der Augenblick, der uns bleibt, an den Tod, vorbeizuhuschen.

Doch im Leben der Menschen: Nach unserem Tanz umarmt er uns, so wie man einen Freund, Verwandten oder Liebenden umarmt. Liebkost und flüstert uns zu, dass er uns schon lange kennt, weil seine Schwester ihm von uns erzählt hat. Dann trägt er uns fort von diesem Ort - mit unserem letzten Atem. Erst unsere Liebe macht uns zu Reisenden. Sie ermöglicht uns – mit diesem letzten Atemzug – geformt aus einem Gedanken, der unendlichen Kraft der Imagination, in neue Welten, neue Wirklichkeiten - zu erwachen.

Hey Ihr da draußen. Egal wo Ihr Euch gerade befindet. Das Leben ist noch jung, ganz gleich in welchem Alter, ihr es berührt. Kehrt zurück in die Umarmungen eurer Liebsten. Nutzt den Augenblick, der noch bleibt. Der Tod ist nicht laut, trägt keine Farben und man hört ihn nicht, wenn er um die Ecke schreitet. Er naht mit leisen Schritten und immer, mit jenen, die wir nie erwartet hätten. Eher Ihr Euch verseht – hat er sein Werk vollbracht. 

Kehrt zurück zu eurer Liebe und verratet sie nicht an sinnlosen Dingen, die sich wertlos in der Welt verschütten. Gebt Euch der Liebe hin - sie ist das Einzige, was einen Wert hat - in dieser verlorenen Welt und sie wird auch das Einzige sein, was Euch aus dieser Verlorenheit rettet ...

Wien, 29.08.2020

Neustart...

Greta Haningberg betrat das Altersheimzimmer. Das Fenster stand offen. Eine Windböe riss ihr die Tür aus der Hand und schlug sie heftig zu. Vom Wind getragen, flog ein Briefkuvert, welches am Boden lag, mit der Leichtigkeit eines Lindenblattes, vor ihre Füße.

Noch benommen vom Donnerschlag der Tür beugte sie sich hinunter und hob ihn auf. Er trug keine Adresse. Auf der hinteren Seite stand der Name Holger. Auf der vorderen nur ein Wort „Neustart“

 Sie fragte sich, von welchem Holger der wohl sei. Sie haben ja einige hier in den Zimmern, oder war es jener, den sie vorhin zum Lift begleitete? Sie schloss das Fenster, öffnete den Brief und fing zu lesen an.

 Neustart, oder das was von ihm übrig blieb… 

Was bedeutet schon Neustart, wenn jene Person, die du über alles liebst, nicht mehr da ist? Was fängst du mit dir an, wenn dir deine größte Liebe für immer adieu gesagt hat? 

 Ich denke an Neustart und denke automatisch an Herta. Wie schaffst du einen Neustart, wenn du sie nicht aus deinem Kopf bekommst? Herta war definitiv anders. Wie anders, erkannte ich erst, als sie verstarb. Nicht einmal sterben konnte sie so, wie der Rest unserer Gesellschaft. Meine Herta nicht – suchte immer das Besondere.

Die meisten unserer Freunde gingen vor uns. Brauchten sich um einen Neustart, wie ich heute, nicht den Kopf zerbrechen. Zuletzt auch Berta, Heino, Julia und Horst. Sie waren glückliche Menschen, und sie hinterließen niemanden mit diesem Problem des Neustarts. Sie gingen lachend und schreiend vor Freude, als wüssten sie was sie erwartet.

 Herta organisierte eine Party im Altersheim. Sie sagte noch, ich soll sie loslassen, neu anfangen. Vielleicht verreisen und jemanden neuen kennenlernen. Sie sagte, ich soll mir keine Sorgen machen, sie wird von oben aufpassen, damit ich keinen Unfug mache. Wie denn? Ich weiss nicht weiter. Wie soll ich da noch an Unfug denken?

Sie ließ noch ihr Bett an die Decke hängen. Sagte, sie wolle sich in den Himmel schaukeln. Ja sie liebte das Schaukeln, eine Begeisterung aus ihrer Kindheit. Als wir noch durch die Welt reisten, ließ sie sich auf jeder Schaukel in einer Stadt fotografieren. Unsere gesamte Wohnzimmerwand war voll von Ihren Bildern - wie sie glücklich in die Kamera strahlte.

 Ich erfüllte ihr diesen letzten Wunsch. Manchmal frage ich mich, wenn ich es nicht getan hätte – würde sie noch leben? Berta kletterte noch zu ihr ins Bett. Horst tauchte sie an, sie kicherten wie kleine Mädchen. Niemand rechnete damit, dass die Ketten reißen. Herta war im schwachen Zustand, der Unterleibskrebs hat schon viel Substanz von ihrem Körper verzerrt. Horst wollte noch helfen, aber er war auch schon an die 80. Das Gewicht des Bettes zog ihn mit. Und Julia hätte nicht so dicht beim Fenster stehen dürfen. Wir alle haben an diesem Tag viel getrunken. Es kam so unerwartet.

 Wir haben noch gelacht, als das Bett abriss. Doch als es samt Julia, Berta, Herta und Horst, der mit seinen Fingern noch dranhing, aus dem Fenster flog, verstummten wir. Heino und ich begriffen erst langsam, dass Hertas Zimmer und wir uns im achten Stockwerk des Altersheimes befanden. Heino erlebte nicht mehr ihren Aufprall. Er schaffte es nicht einmal bis zum Fenster. Er hatte immer schon ein schwaches Herz.

 Und ich, mein Herz war schon immer stark und auch treu, aber dafür sitze ich hier in der schmalen Zelle und warte auf meine morgige Freilassung. Was warf man damals schon einem achtundachtzigjährigen Mann vor? Die Ketten habe ich montiert Herr Richter – zugegeben, aber nicht allein. Die restlichen Mitwirkenden verstarben mit ihrem Montagewerk acht Stockwerke tiefer. Ob das Material der Ketten fehlerhaft war, wollte damals niemand mehr wissen. 

 Gut Berta hatte knappe 92 Kilo, aber wir brachten auch sechs Kettenlängen an. Wir umwickelten Blumen um diese. Herta liebte Blumen. Die Vorbereitung hat den ganzen Tag gedauert. Die Ketten hätten sie aushalten sollen. Aber wie sagen die Knastbrüder hier - den Letzten fressen die Ratten. Und das weltliche Gericht nannte es einfach und banal - fahrlässige Tötung. 

 Die Gefängniswärter lächelten, als sie mich empfingen. So wie die meisten Inhaftierten auch. Hatten sie nur Mitleid mit einem alten Mann, der womöglich hier, in der Zelle neben ihnen, das Zeitliche segnen wird? Manche waren Schwerverbrecher, mehrfache Mörder, Diebe, Zuhälter und Räuber, aber sie ließen mich in Ruh. Eines Tages forderte ein junger Glatzkopf beim Essen meinen Teller mit Schweinebraten. Ich sagte noch, ich teile mit ihm, aber ganz geht nicht. Er schlug mir ins Gesicht, ich verlor das Gleichgewicht und schlug auf den Betonboden auf. Er brüllte auf mich ein. Alles drehte sich. Jeder Knochen in mir schmerzte. Das Aufstehen war noch schmerzvoller. 

 Er baute sich vor mir auf und ich wusste, jetzt fange ich noch eine. Plötzlich fiel mir ein Scherz von Herta ein. Diesen machte sie immer, wenn ich mich zu sehr ärgerte. Sie zeigte in die Luft, so als würde da ein Vogel fliegen. Als ich hinauf sah, trat sie gegen mein Schienbein. Was soll´s, danke Liebste, ich hab auch nichts mehr zu verlieren. 

 Der Glatzkopf, kannte offenbar den Schmäh noch nicht. Als er hinaufblickte, trat ich ihm, in seinen Schritt. Der Essensraum verstummte. Alle Blicke auf uns gerichtet. Der Glatzkopf öffnete den Mund, als wolle er eine Arie anstimmen, doch er blieb stumm. Ging ein paar Schritte auf mich zu. Ich wich zurück, dann fiel er mir vor die Füße und rollte sich ein.

 Ich wusste nicht ob ich mich freuen oder weinen soll. Das Monster wird ja auch wieder aufstehen. In einigen Gesichtern der Häftlinge sah ich ein freundliches Lächeln. Die Wärter brachten ihn weg. Sagten mir, ich soll mich, hinsetzten und essen. In der darauffolgenden Nacht konnte ich nicht einschlafen. Herta hat Wort gehalten, passte von da oben tatsächlich auf mich auf. Nur der Ratschlag mit dem Vogelschmäh war nicht ihr bester. Was werde ich erst am nächsten Tag von ihm erleiden. 

 In der Frühe kamen die Rettung und erste Hilfe, zum Glück nicht in meine Zelle. Nein gleich mit zwei Ärzten liefen sie in die Zelle dieses Glatzkopfes. Danach sahen wir, wie er auf einer Bahre rausgetragen wurde. Manche Insassen sprachen von Selbstmord, andere fragten, woher er den Gürtel hatte, mit dem er sich erhängte. Ich für meinen Teil, war erschüttert. Ich glaubte nicht an Selbstmord, fühlte mich sogar schuldig an seinen Tod.

 In den Tagen danach machte man mir Platz beim Essen, nannten mich sogar Don. Ich weiß nicht genau, was das bedeutet. Wahrscheinlich hatten sie nur vor meinen 90 Jahren Respekt. Egal, morgen geht es raus hier. Morgen beginnt mein Neustart in ein Leben, welches trostloser und einsamer nicht sein kann. Da draußen gibt es absolut niemanden mehr, den ich kenne, oder der auf mich wartet. Und jene die uns nur von Ferne kannten, werden den Teufel tun, einem Knastbruder näher zu kommen, oder gar ihn bei sich aufzunehmen.

 Gut, die Zeit hier wurde mir verkürzt. Was bedeutet schon gute Führung, wenn sie dir das nicht vorher anrechnen, bevor sie dich hier reinstecken. Nach zwei Jahren war auch unsere Mietwohnung weg. Wohin unsere Sachen gebracht wurden, muss ich noch beim Anwalt erfragen. Genauso wo ich verbleiben kann.

 Neustart sagt sich´s leicht. Herta hatte diese Leichtigkeit. Wenn ich mich vor die Straßenbahn werfe, hätte ich gute Chancen, Herta kurz zu besuchen, bevor mich Herrgott in die Hölle wirft. Oder im schlimmsten Fall, im Spital auf freie Kost übernachten zu können. Ich könnte auch einen Bankraub starten. Wird sicherlich nicht gelingen, weil auch nicht gewollt. Könnte damit ein paar Jahre überbrücken, das würde schon reichen. Dann bin ich 95, ich denk, das war´s dann schon. 

 Verrückt, ich denke darüber nach, wie ich mir die Zeit totschlagen kann, bis ich Tod bin. Warum keine Abkürzung nehmen? Auch das ist Unfug. Herta hatte recht, ich soll nicht an Unfug denken. Mein Gott, hat sie all das bereits gewusst? Ihre letzten Worte an mich, gehen mir durch den Kopf. Hat sie gewusst, was mir heute durch den Kopf gehen wird? Doch ohne sie ein Neuanfang starten – erscheint mir unmöglich.

 Wenn du zu sehr liebst, lebst du mehr im anderen, den du liebest, als in dir selbst. Jetzt stehe ich da, völlig unbenützt von mir selbst. Kenne weder Kanten noch Ecken in mir. Unverbraucht seit dem Tag als ich Herta begegnet bin. Sie kannte alle meine Fehler, blieb trotzdem bei mir. Ihr Lächeln, nahm mir jeden Schmerz, jede Bedrücktheit und brachte mich sogar dazu, über meine eigene Dummheit zu lachen. 

 Das Hupen eines roten Polos brachte mich wieder auf die Straße zurück. Ich habe ihn nicht kommen sehen. Als ich aufblickte, erkannte ich das Gebäude des Altersheims auf der gegenüberliegenden Straßenseite. In Gedanken verloren, kam ich hierher. An den Ort, wo meine Liebe, auch wenn auf einer sonderbaren Art, adieu sagte. 

 Die Leiterin Grete erkannte mich. Sie fand es ganz schrecklich, wie sie sagte. Ich nickte, fragte nicht nach, ob sie das tödliche Ereignis, oder mein Gefängnisaufenthalt meinte. Sie sagte so etwas wie Neuanfang, was sie danach sagte, hörte ich nicht mehr. Das Thema hatte ich durch. 

 Ich sagte ihr, ich möchte noch gern auf einen Sprung rauf. Abschied nehmen. Sie lächelte, begleitete mich zum Lift. Ich wusste, sie hat mich nicht verstanden, war gut so.

Ich drückte ihr den Blumenstrauß in die Hand. Die eine rote Rose behielt ich. Sie gab mir einen sanften Kuss auf die Wange. Ich umarmte sie. Sie war immer gut zu uns.

 Das Zimmer war leer. Die Fenster, die bis zum Boden reichten, wieder gerichtet. Selbst auf der Decke erkannte ich keine Bohrlöcher mehr. Saubere Arbeit, als wäre hier nichts geschehen. Grete sagte noch, sie kommt in einer Stunde rauf. Gutes Mädchen, das wird reichen, diesen Brief fertig zu schreiben. 

 Ich öffnete das Fenster, es war ein sonniger Herbsttag. Eine frische Brise wehte von Osten herauf, hinterließ eine Kühle auf meine Wangen. Die Luft roch nach Schnee. Herta liebte den Herbst. Sie sagte, im Herbst atmet die Erde aus und trägt die Frische übers Land. Perfekt. Meine Augen fühlten sich mit Tränen. Herta meine Liebe du fehlst mir so sehr…

 Ich sah hinab und bekam Angst von der Höhe. Verdammt, geht es da hinunter. Die Vorstellung, wie Herta, Julia, Berta und Horst hier runterfielen, zerriss mir das Herz. Hoffentlich spürten sie nichts. Ich kletterte hoch und wusste gleich, ich habe nicht die Kraft, mich hier lange festzuhalten, war gut so.

Ein Neustart ohne Liebe, hat keine Bedeutung. Nichts beginnt neu, wenn es nicht von Liebe getragen wird. Und alles endet dort – wo die Liebe aufhört…

 … Gretas Augen füllten sich mit Tränen. Sie riss das Fenster auf und sah hinunter. Neben dem Rettungswagen, am Gehweg liegend, erkannte sie Holger. Schluchzend sagte sie „…ich hätte dich bei mir aufgenommen.“

 Wien 27.08.2020

...

Gestohlene Freundschaften

Der Jahre, immer mehr – der Freundschaften, immer weniger.

Freundschaften verlieren sich, weil sie von ihren Frauen, gestohlen werden. Das letzte Mal, als wir sie sahen, war es auf ihren Junggesellenpartys. Es stiehlt sie Ihre Arbeit, ihr Beruf. Es stehlen sie die Jahre, die Zeit und manchmal auch der Tod. Es stehlen sie, irgendwelche weit entfernten Länder. Es stehlen sie ihre Kinder und manchmal ihre Namen in den Zeitungen oder ihre Gesichter in den Fernsehnachrichten. Manchmal stielt sie das Militär oder Grenzen der Länder, die wir nicht überschreiten dürfen. Ungeahnte Pandemie und Coronas, stahlen sie aus unserem Umfeld und jede ihrer Umarmungen, als hätten sie nie existiert.

Es stehlen sie, unsere Worte über sie, die sie von dritten Freunden, gehört haben. Und auch jene, die von uns leichtfertig ausgesprochen, so als hätten wir tausend an der Zahl, sie an andere zu verleihen.

Wir halten an verkrüppelten Freundschaften fest, leben mit ihnen, den nicht erfüllten Träume einer wahren Freundschaft gleich, nur weil wir uns davor fürchten, allein zu bleiben. Der größte Teil unserer Freundschaften, beschränkt sich auf Kompromisse, einer beschämenden Übereinstimmung unserer Gefühle sowie der Flucht vor der Einsamkeit.

Wie wundervoll es doch zu sehen ist, wenn Freundschaften über 40 Jahren oder mehr, bestehen. Wie viel war notwendig, an Liebe, Geduld, Versöhnungen, an Fehlern und Zugeständnissen unserer Schwächen? Wie viel List war dabei notwendig, den Jahren dafür die Zeit zu stehlen, oder der Arbeit, eigenen Ambitionen, der Familie und den Nachmittagsschläfchen? Wie viel Verständnis war nötig, damit sich dieses zarte, zerbrechliche Pflänzchen Freundschaft, zwischen zwei ältere Menschen, manchmal länger als so manches Menschenleben, nach so vielen guten und schlechten Jahren, besteht?

Zwei über Nacht, gealterte Männer, die noch alte, versteckte, geheime Wege neben der Schule oder der Dorfkirche kannten oder verbotene Gärten, die es heute nicht mehr gibt. Die damaligen Löcher in den Zäunen des Nachbars, die sie zusammenbrachten, ihnen die Flucht, in die buntesten Abenteuer erschlossen.

Es ist interessant, am Ende einer Freundschaft, verurteilen wir immer den anderen, niemals uns selbst. Selten denkt einer, über sich selbst, dass er womöglich eine konfliktreiche Natur, Charakter, Gemüt oder Neigung gegenüber neuen Freundschaften, besitzt.

Was mich betrifft, so sind mir wahre Freundschaften, das Wertvollste im Leben. Natürlich, wie auch andere, gehe ich neue Bekanntschaften ein, aber am meisten von allen, bewahre ich meine Freundschaften, mit jenen, die sich an mich erinnern, als ich noch dunkle Haare, davon auch mehr als heute und den jugendlichen Verrücktheiten, zugetan war.

Einem dieser Freunde widme ich heute diese Zeilen. Manfred, der mich aus der Volksschule kennt, und er, nach 50 Jahren, nie aufgehört hat - mein Freund zu sein und ich – ihn niemals aus meinem Herzen entlassen habe…

Wien, 04.08.2020

Nachts

Der Dunkelheit trunken, auf das Erwachen des Morgens fixiert, stülpe ich jede Nacht meine Seele nach Außen,

dem Unbekannten, dem Nichtgesehenen entgegen. In der Hoffnung Frieden zu finden,

und doch, wie ein stummer Schrei, der meine Brust zerreißt, suche ich nach Antworten,

die nur die Nacht für mich bereithält.

 

Gefühle, geboren aus einer Nacht von Tausenden, keinem Märchen gleich, im Glauben Heilung zu finden,

die die Seele erquicken lässt, sie dabei reinigt im Antlitz der Nacht und der Verlorenheit trotzend,

mich wieder ins Licht führt. Dabei nicht erkennen wollend, dass genau diese Dunkelheit der Nacht,

im Körper Säfte freisetzt. Kräfte, die uns über unser Wesen erheben, uns danach das Licht des Tages

und alles was sich unter diesem befindet - erträglicher machen.

 

Wenn Angst zum Verhinderer von Heilung wird, bleibt Dunkelheit ihr Vorbote.

Nachts, wenn alles schläft, bleibt meine Seele wach, weil sie dem Unbekannten …

… zu tiefst verbunden ist.

Wien 22.02.2020

Medizin Rad von Sun Bear

Sun Bear sah aufs Medizin Rad und sagte – „Du bist geboren im Mond des langen Schnees. Dein Hüter des Geistes ist Mudjekeewis im Westen und dein Elementklan ist der Donnervogel. Ich dachte lange darüber nach und fragte den Medizinmann: „Was bedeutet das?“ Und er sagte: „Gar nichts in der Welt der verlorenen Seelen. Und alles - in der Welt von Großmutter Erde.“ Wieder dachte ich darüber nach und fragte: „Und wenn ich es nicht verstehe?“ „Dann hast du die falsche Welt gewählt“, sagte er. „Wie wähle ich die richtige?“ „Zu spät.“, sagte er lächelnd… „zu spät…“

Wien 03.02.2020

Mysterien

Unsere Suche nach Antworten, der Mysterien dieser Welt – scheitert wie so oft, nur an den Fragen…

Wien 01.02.2020

Über Schriftsteller...

Wenn wir dem Schreiben, in unserem Leben, einen intensiveren Raum geben – entfernen wir uns nicht dabei vom diesem, weil wir etwas in uns berühren, was ähnliche Schatten wirft und gleichfalls dabei Gefahr laufen, das Leben selbst, welches außerhalb unserer Fantasien existiert – zu verlieren? Wie oft haben wir die eine Wirklichkeit aufgegeben und gegen die andere getauscht, um am Ende sagen zu können – das war es wert…

Wien 13.01.2020

Die Zukunft geschieht nicht…

Nein, sie geschieht schon lange nicht - sie transformiert. In immer schnelleren und sich abwechselnden Augenblicken, die wir gebündelt wahrnehmen und als Zeit verstehen. Um zu geschehen, bedarf es einen Weg, einen Prozess. Auf Grund, welchem wir Spezies Mensch erkennen könnten, dass sie geschieht. Aber das können wir nicht. Das konnten wir noch nie. Und heute, sofern man das so sagen kann – immer weniger.

Die Behinderung zur Erkenntnis – ist der Weg. Der Weg selbst - eine Illusion. Eine Sackgasse, nett mit Blumen geschmückt, wohltuend und unserem Auge, ein genehmer Freund, in der Dauer eines Augenblicks, in der Zartheit eines Morgentaus, der mit dem ersten Sonnenschein, alles was vorher war - verschwinden lässt.

Der Weg, nur vorgegaukelt, der Abstand zum Ziel, auch wenn es eine fiktive Zukunft wäre, die wir gerne zu sehen glauben, bleibt er dennoch nur ein einfacher Schwindel, mit dankbaren Zügen - unsere Absicht zu lenken.

Selbst beim Betrachten eines Blattes, welches vom Ast eines Baumes fällt, richten wir unsere Aufmerksamkeit auf dieses, und glauben den Moment in seiner Tiefe zu erahnen, dabei so blind wie alltäglich, kaum seinen Schatten wahrnehmend, der sich am Boden - der Sonne entzieht.

Die Zukunft mein Freund, existiert nicht. Auch wenn dir dein Gefühl sagt, und du dir noch so sicher bist, dass sie jeden Moment um die Straßenecke erscheint, wie das Morgenrot, welches dein Gesicht küsst; - und sie dennoch in jener Dunkelheit verharrt, die du niemals - zu ergründen vermagst.

Dabei ist die Zeit ein schlechter Geselle auf deinem Wege - die Zukunft zu sehen. Hier ein kleines Beispiel wie die Zeit, nicht nur den Raum einnimmt, sondern auch unsere Zukunft umwirbt:

Gemessen an 50 Millionen Menschen, die nötig sind, eine Technologie anzuwenden, bricht sich die Erfahrung an Zeiträumen, die uns – staunen lassen.

Das Telefon – brauchte 75 Jahre, damit es 50 Millionen Menschen nutzen.

Das Radio – benötigte nur 35 Jahre dazu.

Der Fernseher – nur 15 Jahre.

Das Mobiltelefon – nur 7 Jahre.

Das Internet – 4,5 Jahre.

Facebook – nur 1,2 Jahre.

Spiel Tamagotchi  - 23 Tage.

Das Lachen auf YouTube „Chewbacca Lachen“ (Star Wars Freunde wissen was ich meine.) Eine Asiatin setzte sich eine Chewbacca Maske beim Autofahren auf und lachte völlig verblödet in die Kamera - in nur 38 Sekunden.

Die Zukunft geschieht nicht mehr – sie transformiert in Augenblicken, und nimmt, all jene aus dem Spiel – die in der Vergangenheit verhaftet sind. Wissenschaftler sagen, dass ab 2032 die künstliche Intelligenz, es endlich gelernt hat, sich selbst, ohne unser Zutun - zu erschaffen.

Es wird eine Parallelwelt entstehen, weil wir nicht mehr wissen werden, welche Fragen, welche Motivationen, sofern man sie als solche betrachten kann, dabei noch eine Rolle spielen werden, die die Existenz der Spezies Mensch – eine Zukunft geben.

Wien am 06.11.2019

Die Verkommenheit unserer Welt…

Wir sagen das eine, und meinen nicht immer das andere. Das ist der akzeptierte Trugschluss. Nein, hinter unseren Worten schwingt die Verkommenheit, in allen Farben, allen Facetten. So wie eine Liebeserklärung an einen flauen Abend, wo alle Gläser bereits vom Tisch abgeräumt wurden und nur noch die Hoffnung auf einen guten Schluck, auf einen Genuss, der sich auf unseren Gaumen ausbreiten möge - versagt. So wie ein Liebeslied, gebaut auf Lügen, welches unser Herz nicht zu erwärmt vermag, sondern nur uns erahnen lässt, dass das was man uns sagt, uns dabei erfahren lässt – nur eine Lüge ist.

Wie oft unterliegt das Messer einem Irrtum, bis es sticht? Wie oft möchten wir glauben, dass uns das Gesagte, mehr erfreut - als das Leben selbst? Und wie weit sind wir bereit, jede noch so unglaubliche Lüge, weil sie uns besser schlafen lässt, zu akzeptieren, dabei unsere Verkommenheit, im Stillen gutzuheißen, weil nichts, absolut nichts, unseren Schmerz der Erkenntnis, mehr verbergen kann, als diese.

Die Verkommenheit ist eine Krankheit unserer Zeit. Sie trägt viele Gesichter. Der Unanständigkeit gleich, der Verkommenheit nahe und ihrer Kinder nicht loswerdend, wie Ungehorsamkeit, die Verdorbenheit und Zuchtlosigkeit, gepaart mit guter Absicht, beendet dieses Spiel von Werden und Möchte, als Trauerspeil eines Begräbnisses, welches die gute Leich, schon längst unter die Erd begraben hat; und nur noch die Gäste, in tief aufgesetzter Trauer, des Toten gedenken.

Nichts hält ewig in dieser Welt, außer der Tod und die Falschheit der Menschen. Wir lügen uns gegenseitig an. Nicht aus Absicht, sondern weil wir es anders nicht können. Weil wir uns anders nicht spüren und unsere Welt für immer verloren wäre – wenn wir die Wahrheit sagen. Und dennoch sagen wir es anders, halten mit dieser zurück, wohlwissend, dass wir verkommen sind und doch, für unser so verletzliches Gemüt – auch irgendwie - ehrlich…

Wien am 03.11.2019

Wandel unserer Zeit...

Wir leben in einer Zeit, wo alte Muster und Systeme aufbrechen, als würden sie nicht hierher passen. Demokratie, hat nie eine Entwicklung durchgemacht – sie wurde als politisches Prinzip installiert. Alles nicht Wandlungsfähige verliert sich in der Zeit, so auch dieses wird verschwinden, wenn keine Erneuerung stattfindet.

Die Wandlung lässt noch keine klaren Muster erkennen, wohin die Reise geht. Aber eins ist sicher, die Demokratie hat ausgedient. Wenn Systeme sich verändern, findet meist auch ein Zerfall der Gesellschaft statt. Gefolgt vom Chaos und Anarchie. Diese Wandlung kann auch sehr schnell erfolgen, dazu bedarf es nur wieder eines charismatischen Führers. Nur der steht derzeit nicht zur Verfügung, deshalb ist die gegenständliche Wandlung wie ein Brotteig, der über die Tischkannten drängt. Was sich aus diesem formen wird, kriegen wir im wahrsten Worte, nicht gebacken. 😊 Aber wie nach jedem Chaos, werden wir am Boden und im Staub sitzend uns überlegen – wie wir weitermachen werden.

Ich habe Vertrauen in die Dummheit der Menschen – sie werden sich sicherlich neue Geißelungssysteme einfallen lassen - und das Beste daran, wie immer – zum Wohle der Menschheit…

Wien am 03.10.2019

Wir lächeln…

Unsere Lippen für Freude erschaffen - um Freude bemüht. Aufgesetzt – als müssten sie ein Geheimnis hüten. So, als könnten sie das Tor der Hölle, welche die Brust zerreißt – amüsant verschließen. Du fragtest, was los ist, doch deine Miene, die darauf eine Antwort hätte - beantwortet nichts. Ich kontere mit einer Lüge. Warum nicht, wenn sie uns in diesem Augenblick, so guttut. Lügen befreien, wenn auch nur für einen Wimpernschlag - so wie dein Lächeln.

Wir bedecken den Tag mit Lächeln, verschlucken unsere Sorgen. Dabei, einer Ohnmacht gleich, es nicht zu sehen, dass niemand auf dieses Lächeln wartet. Dennoch lächeln wir, weil es anders nicht geht. Zum Glauben erzogen, dass alles andere - die andern nichts angeht. Wir lächeln mit Lügen, meinen, keiner bemerkt´s. Ohne zu erkennen, dass wir uns dabei nur selbst - anlächeln. Lächeln berührt, sagt man, was ist es, wenn nicht? Nicht nur Lügen, selbst das Lächeln muss gelernt werden. Am besten, du fängst gleich damit an und stellst dich vor dem Spiegel.

Deine Authentizität, fördert ein Lächeln, sanfte frohlockende Biegungen der Haut um deinen Mund. Begnadet zum Erhabenen, und doch leidvoll ausgetrickst, von einem Gesicht, welches nicht spricht. Wir lächeln, wenn man uns auf die eine Backe schlägt. Wir lächeln, selbst wenn man uns dabei fast zu Tode zerdrückt. Wir lächeln, weil der Schmerz – niemanden etwas angeht und wir lächeln, um zu zeigen, wie stark wir sind - auch wenn wir dabei zerbrechen.

Die Welt da draußen, ist voll von Lächeln. Dazu braucht man nicht extra nach Asien zu reisen. An jeder Hausecke begegnet dir fünf Weitere. Aus jeder Zeitschrift, jedem Bildschirm und Smartphone entlockt es uns den Wunsch, es gleichzutun. Zu fühlen, zu spüren, und formt gleichzeitig damit die Falschheit jenes Ausdrucks, der uns entzweit. So als würde die Welt da draußen, nur ein einziges Spiegelbild einfordern – jenes unserer Innenwelt. Aber auch das, wie wir wissen – ist nur eine Lüge - die uns guttut.

Nun, wie wundervoll, mein Lächeln und dein Lächeln, die Welt erstarren lässt – und dabei, die Stille gebärt…

Wien am 23.09.2019

Es ist alles gleich…

Ob ich gewinne, oder verliere – es ist alles gleich.
Wenn ich, ankämpfe oder mich fallen lasse – es ist alles gleich.
Ich kann reden oder schweigen – es ist alles gleich.
Wenn dein Herz alte Rechnungen bezahlt – bleibt alles gleich.

Jeder Gedanke und alles was ich berührte – verwandelte sich in dich.
Alles was ich spürte und sagte – formte unaufhörlich dein Bild in mir.
Ein Bild, welches Süße und Bitterkeit, gleichermaßen in meine Brust verströmte.

Ich hoffte, einen kleinen Raum in mir zu finden, denn du nicht berührt hast.
Um wieder atmen zu können - um Kraft fürs Leben zu verspüren.
Und scheiterte - an dir.

Nur dich schaffte ich niemals – zu verderben.
Du bliebst, selbst als mir die Welt den Rücken kehrte.
Verzeihen konntest du mir so Vieles – nur das eine nicht.
Und, als du gingst – verlor nicht nur die Zeit an Bedeutung.
Mein ganzes Leben schrumpfte - zu einer Minute deines Herzens.

Wo kann ich dich finden - diesen Schmerz beenden.
Einmal noch dein Lächeln spüren, mich zu berühren.
Damit ich mit deinem sanften Herzen – wieder die Welt betrügen kann.

Wien am 30.06.2019

Anders...

Als die Welt die wir aus der Alltäglichkeit zu erkennen glauben. Vom Sehen weit entfernt und vom Gefühl kaum greifbar, außer der eigenen Angst, die unser Leben prägt und uns, wie in so vielen Nächten - nicht schlafen lässt.

Anders, als alles was wir kennen. Anders, als was wir mit unseren Augen zu erfassen vermögen. Anders, als die Bitterkeit, die unser Herz umarmt, wenn wir begreifen, dass diese Welt, nur eine aufgesetzte ist. Eine Scheinwelt, einer Illusion gleich – die weder Erkenntnis noch Befriedigung auf das reflektiert – was wir Leben nennen.

Wir wiegen uns in Sicherheit, wo dieses Scheinkonstrukt die letzten Grenzen der Existenz schon längst überschritten hat. Und nur dank unserer Gedanken an eine heile Welt, der letzten Bastion, das letzte Bollwerk, um jene Fluten zu verhindern, die unaufhörlich auf unser Bewusstheit donnern, finden wir noch ein wenig Schlaf.

Anders, als es unsere Gesetze erlauben würden, oder wir es leben könnten. Anders, wo Leben keine Bedeutung findet, außer in jenen Erzählungen gestrandeter Existenzen, die nie aufgehört haben zu lieben.

Anders – ist jene Welt, wo keine Wege hinführen, keine Pläne existieren und wo es nur eine Richtung gibt – Absicht. Anders als alles andere, macht uns Angst. Und nur noch die Hilflosigkeit erhebt einen Anspruch auf Wiedergeburt, wo es keine gibt. Gott hat sich in seinem Werk verloren, die Abzweigung verpasst, auch wenn göttlich, die falschen Entscheidungen getroffen. Er irrt mit uns auf selber Anhöhe, einem Streit um Wahrheit, um Erlösung - die es nie gab, nicht einmal führ ihn.

Anders, und nicht anders, ist dieser Raum, wo du die Augen schließt und mehr siehst als vorher. Wo Leben auf Tod findet und dabei auch noch lächelt…

Wien 14.06.2019

Liebe auf Reisen öffnet nicht das Herz - nur die Sehnsucht…

Erinnerst du dich noch an die Berührung, ihre sanfte Hand auf deinem Hals, als suchte sie nach Liebe. Und dann, ihr Kuss, als würde sie weinen; gleichzeitig fordernd, als existiere keine Welt um euch.

Erinnere dich. Es war immer nur ein Versprechen, welches dein Herz teilte, aber niemals gewann. Aber was willst du tun, du liebendes Herz, wenn in jeder großen Stadt der Welt, eine Mona Lisa dir ein Lächeln schenkt? Sie, perfekt, mit jedem Pinselstrich des Lebens - zur Göttin gereift.

Sie reichten dir den Apfel der Liebe. Und du, hungrig, verloren, süchtig nach Nähe und einer Berührung, die so zart, so innig, so mächtig ist, um jede davor zum Verstummen zu bringen. In jeder Stadt warten sie, jene magischen Geschöpfe, an welche du die Worte verlierst – so berührend, nur für diese eine Nacht, mit dir…
Schattenhaft und doch so lieblich, verweilen sie in deiner Umarmung, wie ein sanftes Erzittern auf deiner Haut, und den Augenblick umschließend, einem Tropfen gleich - der im Meer versinkt.

Liebe auf Reisen, verweilt nur in der Erinnerung. Im Geist der Umarmung, der den Geschmack des Kusses verloren hat. Wo nur noch die Bitterkeit dein Herz umarmt und dich ersehnen lässt – dass sie, in der nächsten Stadt, den Ort eurer innigen, herzerwärmenden Umarmung - nicht vergessen hat.

Liebe auf Reisen mein Freund, verschüttet nicht nur die Gefühle jener, die dort noch immer auf dich warten. Nein sie verschüttet dich und dein Herz, welches gelernt hat, dass hinter jedem Abschied - nur die Stille folgt.

Deshalb gebt mir eine Verdorbene.
Die auf meinem Tisch tanzt - ich kaufe ihr alles, was sie verlangt…
Gebt mir die Verdorbenen, sie lösen die Sehnsucht aus, die der Himmel nie erfüllen kann. Sie kennen die Geheimnisse und das Entzücken. Und doch, bringen sie mich, auch wenn so fern - den Himmel nah. Ihr Schoß kennt den Frieden, der danach folgt, welcher den wundervollen Duft des Lebens trägt. Liebe auf Reisen ist das Wundervollste und gleichzeitig ein Gift, welches süßer nicht sein kann…

Alles was mir blieb, außer Sehnsucht – war jedes Wort zu viel…

Wien 06.05.2019

Es warst immer nur Du…

Die Sonne brannte höllisch an jenen Tag, als Du durch meine Gasse gingst.
Ich positionierte meine neuen Murmeln auf den Gehweg.
Bereit, diesmal die Grünen, die es mir besonders angetan haben, zu treffen.
Ich war sieben, behauptete mit Recht, dass es meine Gasse war.
Du lächeltest ohne jegliche Gegenwehr. Ich glaubte, dich erobert zu haben.
Doch Du strichst mir durchs Haar, beugtest dich zu mir herunter, dem Rebellen, der sein Revier zu verteidigen vermochte - und küsstest zart meine Wange.

Ich roch dein Haar, deinen süßen Duft, der nach allem Wunderbaren roch, welchen ich zuvor, noch niemals einatmete. Ein wenig nach Mutter, aber doch so fremd. Ich sah in deinen großen grünen Augen, mit den langen Wimpern, die sich wie Flügeln eines Engels im Rhythmus deines Lächelns - zu mir schwangen. Als du gingst und dich öfters zu mir wendetest, wusste ich, dass du es warst - für immer.

Die erste Liebe, wir lagen eng umschlungen in meinem VW Käfer.
Ich achtzehn und du, voller Liebreiz, als wüsstest du ein süßes Geheimnis.
Jede Berührung von dir, wie ein zarter Kuss, sagte mir - das warst du.

Viele Jahre fielen von mir ab, als wären sie nicht meine.
Ich lernte, wie man Liebe schreibt, und dass sie dennoch ein ewiges Geheimnis barg.
Meine Murmeln verloren sich in Schubladen des Lebens,
und ich, ich gab alles und auch nichts.

Irgendwann, nach einem Meer voller Lippen, nach einem Berg zerbrochener Herzen,
nach Trauer der Trennungen und Freuden der Begegnungen; an jenen Tag, wo ich glaubte, dich für immer verloren zu haben - kamst endlich du.

Es war nur ein Lächeln und doch trug es mehr, als jede Berührung davor.
Ich habe dich nie wegen deiner Schönheit geliebt.
Du bist die Freude und der Schmerz meines Lebens.
Du hast meine Sehnsucht gelöscht, gabst Frieden meinem wachen Herzen.
Deine Augen verliehen mir die Kraft, alles zu schaffen - unbesiegbar zu sein.

In deinen Augen, die mich magisch anzogen, warst immer nur du.
In dem Lächeln, welches mir die Luft zum Atmen gab, warst immer nur du.
In der Berührung, die mein Herz zum Brennen brachte, warst immer nur du.
Und in deiner Stimme lag jedes Mal der süße zärtliche Kuss verborgen.

… wie damals - an jenen sonnigen Tag.

Wien am 21.04.2019

Mut...

… auch Wagemut oder Beherztheit genannt, bedeutet, dass man sich traut und fähig ist, etwas zu wagen. Das heißt auch, sich in eine gefahrenhaltige, mit Unsicherheiten verbundene, Situation zu begeben. Da unsere Angst nicht von verschütteten Emotionen in uns, bewirkt wird, da diese Emotionen bereits selbst mit Angst beseelt wurden, steuert nur unser Mind, diese Angst. Somit bedeutet Mut - Kraft des Denkens.

Viele von uns verwechseln noch immer Mut mit Dummheit. Sich ins Schlachtgetümmel zu stürzen ist leicht und der dümmste Bauer ist dieser Aufgabe gewachsen. Wahrer Mut jedoch, zeigt sich darin, zu leben, wenn Leben das Richtige, und sterben, wenn Sterben das richtige ist.
Der spirituelle Aspekt des Mutes zeigt sich in der Gelassenheit, der ruhigen Präsenz des Geistes. Gelassenheit ist Mut in Ruhe. Sozusagen die statische Manifestation der Tapferkeit.

Konfuzius sagte einst zu Mut und formulierte es über dessen Gegenteil: Zu erkennen, was richtig ist und das Richtige nicht zu tun, zeugt von fehlendem Mut. Somit bedeutet Mut auch - das Richtige tun.

Ein wahrhaft tapferer Mann ist immer gelassen, immer schon vorbereitet auf das, was geschieht. Nichts stört den Gleichmut seines Geistes. Im Fieber der Schlacht bleibt er kühl, Ruhe bewahrt er, auch wenn sich um ihn herum Katastrophen ereignen. Wahre Größe bewundern wir an dem, der in bedrohlicher Nähe von Tod und Gefahr Selbstbeherrschung bewahrt, der zum Beispiel unter Lebensgefahr ein Gedicht schreiben kann oder im Angesicht des Todes ein Lied summt. Dinge, die einem gewöhnlichen Menschen sehr ernst sind, gelten dem tapferen vielleicht nur als Spiel.

In der Tat verlangen Tapferkeit und Ehre gleichermaßen, dass wir als Feinde im Krieg nur die akzeptieren, die sich im Frieden der Freundschaft als würdig erwiesen haben. Wenn Tapferkeit diese Höhe erreicht, ist sie der Milde verwandt. Weil wahrhaftig mutige Menschen – Milde besitzen. Besitzen sie kein Milde, sind sie jenen Narren gleich, die oben erwähnt, sich dumm ins Schlachtgetümmel stürzen.

Die Gleichung zu dem Ganzen lautet: Wenn Menschen, in der Ausdruckskraft ihres Denkens, das Richtige tun, besitzen sie beides – Milde und Mut.

Diese beiden Wesenheiten, die wir in dieser Zeit, wo alles in Bewegung gerät – am dringendsten benötigen.

Wien am 05.04.2019

Distanz...

Ist etwas, was uns, vielleicht schon längst fehlt. In Europa oder gar auf der ganzen weiten Welt. Warum? Weil wir unsere Begabung zu Distanz immer mehr verlieren. Verschüttet in der Reizüberflutung unserer Zeit, gehen ihr langsam die Lichter aus. Wo überwiegend und schnell auf alles und jedem reagiert wird, wo großer Schaden angerichtet wird – eben, weil die nötige Distanz fehlte.


Distanz kann sich auf vieles beziehen. Es kann ein Raum sein, eine Entfernung, aber auch eine Art von Zurückhaltung und innerer Abstand zu den Dingen des Lebens, die auf uns einen Reiz ausüben. Distanz im Sport kann über Sieg und Niederlage entscheiden, sowie auch beim Militär oder im Kampfsport. Distanz ist der Raum, welcher unser Geist einnimmt, um Handlung in die Welt zu tragen. Und Distanz kann auch Bestrafung sein, für jene die wir meiden. Distanz kann aber genauso heilsam sein, weil sie den Raum in uns öffnet, um uns wieder selbst zu finden. Distanz kann unter Liebenden der Himmel oder auch die Hölle sein.


Distanz lässt uns atmen. Distanz erlaubt uns, anders zu denken. Distanz gibt uns einen freieren Blick auf die Dinge, die um uns sind, die uns beschäftigen oder Angst verursachen. Distanz trägt viele Lösungen der Welt in sich. Und gleichzeitig, bewirkt Distanz, wenn wir uns fallen lassen, dass wir uns in diese verlieren.

Die Ambivalenz der Distanz ist mannigfaltig. Sie zu verstehen, anzuwenden und sie zuzulassen - eine der größten Herausforderungen unserer heutigen Zeit. Wie ein Tänzer, sie zu spüren, wie ein Boxer sie zu bestimmen, wie ein Liebender, in ihr aufzugehen oder wie eine Empfindung – die lachen und weinen darf.
Wir brauchen mehr Mut zur Distanz, weil sie auch Angst verursacht. Angst zu versagen, Angst verlassen zu werden, Angst ihr nicht mehr her zu werden. Dennoch ist sie erstrebenswert und jeder von uns, der sie verloren hat, kennt den Schmerz, der deine Brust zerreißt, weil jeder Reiz, wie Pfeile deine Haut durchbohren. Weil manches Wort, Ohrfeigen gleich, deine Gefühle zu bersten bringen.


Denkt darüber nach, sucht nach eurer eigenen Distanz, nach dem Raum in euch, weil Distanz auch die Mitte bestimmt in der wir uns bewegen. Lasst euch auf sie ein, werdet zu Meister der Distanz, denn sie wird auch das letzte sein, was euch vom Leben und Tod, trennt.

Somit ist Distanz auch eine Wohltat, die uns erlaubt – wieder Mensch zu sein…
Wien, 01.04.2019

Mein Leben mit der Kirschblüte...

Das Leben hat mich gelehrt – dass die Kirschen – erst dann von den Ästen fallen – wenn sie gereift sind. Das lehrt uns der Weg der Kirschblüte – das ist Bushido in seiner reinsten Form. Nämlich darauf zu vertrauen, dass nichts erzwungen, nichts erdacht und nichts begegnet werden kann – ohne die nötigen Reife. Und die Stille, die beim Fallen entsteht – ist der Raum, den unsere Seele für einen Augenblick der Erkenntnis, einnimmt.

Wien 10.01.2019

Einsamkeit

Einsamkeit der Menschen beginnt erst dort – wo nichts mehr existiert – wonach wir streben.

Wien, 24.11.2018

Umarme mich, noch ein letztes Mal…

Bevor der Morgen naht. Umarme mich fester, damit das Verlorene in mir erwacht. Umarme mich und lass mich nie mehr los, bevor die Kälte dieser Welt mein Herz umfasst.

Geb mich gestern frei, geb mich heute frei, lass mich irgendwann frei, aber lass mich jetzt nicht los, denn ohne deine Nähe endet jedes Leben in mir. Jede Distanz zu dir erzeugt mehr Schmerz, als was mein Herz ertragen kann. Las mich jetzt nicht los, in der Stunde der Zeit, wo Liebe entsteht und Liebe vergeht, wo alles endet, als wäre es nie geboren.

Umarme mich noch ein letztes Mal, bevor entartete Vögeln, den Krähen gleich, aus Felsen entspringen und nach meinem Herzen greifen. Jenen Ort in mir, der nur noch deinen Namen trägt.

Umarme mich und lass nicht zu, dass sie dich aus mir rauben. Ich habe nur noch dich und ich weiss nicht wie viel diese Liebe wert ist, wenn sie mein Herz verlässt. Was aus ihr wird, wenn sie deinen Herzschlag an meiner Brust nicht mehr spürt. Ich habe sie nie für dich aufgehoben, nur in deiner Umarmung verschüttet, als gebe es nichts auf dieser Welt – wie dich.

Geb unseren Jahren nicht die Herrschaft, die sie nicht verdienen. Sie suchen nur nach Lügen, so als wären sie in Eile. So als würden sie etwas festhalten, was sie schon längst verloren. Etwas was sie müder macht. Müder als unsere Berührungen die fähig sind, aus Asche, noch immer Feuer zu entfachen. Umarme mich und sehe diese Sterne am Himmel, den unerfüllten Wünsche gleich, für eine Nacht, für eine Umarmung, sie vergehen in dieser Nacht.

Unser Morgen gebärt neue, die sich nie erfüllen, weil sie nie wirklich den Himmel berühren. Umarme mich noch heute, oder morgen oder an irgendeinen anderen Tag, umarme mich und lass mich vergessen, dass diese Welt zu Ende geht, bevor ihre kalte Hand nach unserem Herzen greift.

Umarme mich jetzt, oder morgen, oder an irgendeinen anderen Tag…

Wien 20.07.2018

Bushido

Der Weg des Kriegers – ist der Weg der Wachheit. Im Bewusstsein, dass jeder Tag das Wesen von Kirschblüten inne hat – in ihrer Schönheit, Zartheit und Vergänglichkeit.

Wien, 06.07.2018

Anderswelt

Diese Welt, wie uns die Erziehung und Gesellschaft vorgegeben hat, zerbricht ihr Band der Kondition, wenn Kraft in unser Leben tritt. Und dennoch sind ihre Fundamente, die wir Wirklichkeit nennen - Schutz für unseren Geist. Denn außerhalb dieser Wirklichkeit weht ein Sturm, der jeden fortträgt, der nicht genügen Kraft gesammelt hat. Berühren wir jedoch eines Tages dieses zarte Band der Wirklichkeit – nehmen wir das flüstern des Windes, das Rascheln des Laubes im Wind, oder den Ruf von Tieren, so wahr - als berührte uns jemand…

Wien, 13.06.2018

Weg und Ziel

Der Weg war niemals das Ziel – sondern das Ankommen. Den Luser befriedigt der Weg – das Ankommen den Sieger. Die Erkenntnis paart sich mit dem Schmerz des Versagens – und erkennt dabei, keines von beiden. Das Ziel ist eine Illusion und der Weg sein Schatten…

Wien 02.03.2018

Kannst Du dich noch daran erinnern ...

Kannst Du dich noch daran erinnern wie Du einst zu mir sagtest, dass Du mich liebst,  

und wie dein Körper vor Leidenschaft brannte, wie nie zuvor?

Erinnerst Du dich noch an die Liebe, die uns beiden die Sinne raubte und wie Du noch sagtest, dass meine Hände zu brennen begannen, wenn sie dich berührten …

Kannst Du dich noch erinnern, als sich unsere Herzen ineinander ergossen und wir im Meer unserer Gefühle dem Ertrinken nahe waren, uns gegenseitig einatmeten, als gebe es keinen Morgen ...  Und kannst Du dich an den Morgen erinnern, welcher viel zu früh den Tag erweckte, viel zu früh für unser ausgeschüttetes Herz …

Ich schlief,  war versunken in mir, und konnte dich nicht spüren, als du gingst …

Deine Bettseite war noch warm, als ich dich suchte und nur noch meine Gedanken trugen die verspielte Leidenschaft der letzten Nacht …

Du warst nicht da und der Morgen trug die Bitterkeit in sich, welche der Abend nicht ausgleichen konnte. Diese Leere ergoss sich in den Erwartungen des Tages, welcher noch so jungfräulich mit seiner Morgenröte den anfänglichen Tag flutete.

Ich blickte aus dem Fenster und beobachtete das Treiben auf der Straße. Deine Bettseite blieb leer. So aufgewühlt als hättest du letzte Nacht etwas vergessen. Und wieder durchbrach ein Schrei mein Herz nach Nähe die der Morgen um keinen Preis erwärmen konnte und ich verstummte mit den Morgen, welcher als einziger meine Nähe suchte …

Erinnerst Du dich …

Nis 25.12.2015

Freier Geist

Bei den Urvölkern Europas galt der Vogel, weil er in den Lüften lebte, als Geist- und Spirit-Bringer. Die Luft wurde dem Mentalbereich zugeordnet da sie so wie unser Geist empfänglich und flüchtig ist. Wenn der Geist frei bleibt, dann kann er sich entfalten und wachsen und seine Grenzen kennt nur noch der unendliche Raum in dem er sich ergießt. Der offene Vogelkäfig symbolisiert für mich diese geistige Freiheit.

Niemals klang Freiheit süßer als aus dem Munde jener, die sie einst in Liedern besungen haben. Jedoch die Sklaverei hat nie aufgehört zu existieren. Sie hat sich nur gewandelt, so wie ihre Lieder die noch immer unser Herz berühren. Die körperliche Sklaverei haben wir noch bitter wahrgenommen, auf die geistige Sklaverei dagegen singen wir heute Loblieder und sogar auf die Sklavenhalter selbst.

In diesem Sinne, ... lasst den Käfig offen!

- Michel Skala -

Wien 18.10.2013

Imagination

Mit seiner Vorstellungskraft schuf das Wesen Mensch eine Welt auf diesem Planeten, die es ihm ermöglichte zu überleben. Alle seine Imaginationen manifestierten sich in unsere Götter, Zivilisationen und Kulturen, Wissenschaft und Technik, Musik und Kunst und letztendlich auch in seinem magischen Wirken auf diese Welt.

Um geistige Freiheit zu erlangen und diese auch dauerhaft zu bewahren, perfektionierte dieses Wesen seine Grundfähigkeit willentlich Bilder im Kopf zu erschaffen. Diese geistige Evolution stagnierte in dem Augenblick, als wir zuließen, dass uns fremde Bilder im Kopf projiziert wurden. Fremde Bilder besitzen zwar eine bewegende Kraft in uns, nur ihr Wirken lässt unsere eigene Vorstellungskraft verkümmern.

Dabei ist die Imagination auch jene Kraft in uns, die dafür Sorge trägt, dass unsere bildlichen Vorstellungen den Weg zur Wirklichkeit finden. Wenn eines Tages unsere letzte Stunde auf diesen Planeten naht, dann ist sie es auch, die uns dem Tode entreißt und auf ein anderes Lichtband der Existenz trägt.

Imagination ist der magische und alles transformierende Teil unserer Existenz. Wenn wir diese Gabe verlieren, verliert unsere Spezies seine Freiheit auf diesen Planeten.

Sowie auch die letzte Freiheit …über den Tod zu bestimmen.

- MIchel Skala -

Wien 08.09.2013

Frauen

Kein Mann auf dieser Welt ist der Wahrheit ferner, als jener, der glaubt die Frauen zu verstehen.

- Michel Skala -

Weg

Am Anfang unserer Wege, sehen wir, dass Sie überall hinführen und am Ende unserer Wege erkennen wir, dass sie nirgendwo hinführten. Alle Wege führen Nirgendwohin, nur der eine ist mit Herz, und trotz dessen, dass er nirgends hinführt, ist er es wert, seine volle Länge zu gehen.

- Michel Skala -

Kraft

Irgendwann erkennen wir, dass die an uns gestellten Aufgaben nicht die Hürden sind, und in einem kurzen Moment, einen Hauch des Atems, bevor unser Bewusstsein das Scheitern umarmt, bildet sich eine Kraft in uns, die uns über diese Aufgabe erhebt und dabei erkennen lässt … dass nur wir die Hürde waren.

- Michel Skala -

Wien 31.10.2013

Erwachen

Wege ohne Ende und alle ungewiss.

Wohlgeglaubte Krümel der Sicherheit auf Scherben der Vergangenheit

... nett auf den Weg gestreut.

 

Deine Kraft, die sich im Raum zum stummen Schrei krümmt,

da das Ende der Erlösung niemals naht.

Der Weg, welcher gegangen, hinterlässt im Munde nur jenen Geschmack der fremden Bitterkeit

… weil er nie der deine war.

 

Der Weg ist nicht das Ziel, dieser ist nur eine Illusion,

da er sanft von außen deinen Kopf umschmeichelt.

Deshalb mache dich auf, dein Herz von Trauer zu befreien,

indem du es öffnest und mit anderen teilst und dabei,

der fremden Bitterkeit trotzend, in eine Zukunft gehst, die keiner kennt

... außer dein Herz, da es dem Unbekannten zutiefst verbunden ist.

 

Lass dein Herz erwachen, weil es neben all den Täuschungen des Kopfes diesem nicht mehr traut.

Und der Kopf, der traut dem Herzen nicht, da es ständig widersprüchlich spricht

... so widersprüchlich wie das Leben selbst.

 

Der Weg ist nicht das Ziel, das Erwachen im Herzen ist es !

Wien, 18.10.2013  - Michel -

Geduld

Geduld ist die Stille in uns bevor Bewegung nach außen erfolgt.

Und es ist auch der Raum in uns welcher uns vor Schäden schützt, die wir sonst so anrichten.

Wien, 02.06.2012 - Michel Skala -